Nach Rückschlag 2020 hat ATX heuer Luft nach oben
Wien ist anders – auch was die Börse betrifft.
Nicht wenige internationale Märkte wie New York oder Frankfurt hatten den massiven Corona-Rückschlag aus dem Frühjahr 2020 zum Jahresende bereits aufgeholt. Der Dow Jones schloss das wirtschaftliche Katastrophenjahr 2020 mit plus 7,2 Prozent ab, der Dax in Frankfurt lag zum Jahresultimo immerhin 3,5 Prozent im Plus, Wien jedoch 12,8 Prozent im Minus.
Nur vier Werte schlossen 2020 mit einem Kursgewinn ab: Verbund (56,1 %), Mayr Melnhof Karton (38 %), AT&S (30,1 %) und die Voest mit plus 17,9 Prozent.
Potenzial vorhanden
Die gute Nachricht liegt also auf der Hand: Das Aufwärtspotenzial ist im neuen Jahr relativ groß. Das sagen die einschlägigen Fachleute, die davon ausgehen, dass Corona mithilfe der Impfkampagne zumindest zurückgedrängt werden kann, die Geldschleusen der Notenbanken offen bleiben und sich die Konjunktur erholt – vor allem auch in der für Österreich wichtigen Region Zentral- und Osteuropa.
Plus 10 Prozent möglich
Derzeit notiert der ATX bei circa 2.950 Punkten. Erste-Group-Chefanalyst Fritz Mostböck rechnet bis Jahresende mit einem Anstieg des Leitindex auf rund 3.250 Zähler, also um rund zehn Prozent. Mostböck: „Die Entwicklung in Zentral- und Osteuropa bleibt der dominante Faktor für den ATX. Der Zusammenhang zwischen dem ATX und der österreichischen Wirtschaft ist relativ gering.“
Für Osteuropa erwartet er Wachstumsraten von durchschnittlich 3,6 Prozent in diesem Jahr. Für Österreich werden rund 2,5 Prozent vom WIFO prognostiziert.
Oder erst 2022 ...
Wenn man so will, schielen die Investoren aber auch schon auf das Jahr 2022. Denn: „2021 wird nicht unbeschadet zu Ende gehen, die Pandemie ist noch nicht zu Ende“, sagt Erste-Group-Analyst Christoph Schultes. Weitere konjunkturelle Rückschläge seien wahrscheinlich, und auch die Erholung der Gewinnsituation der Unternehmen erwartet Schultes erst für das kommende Jahr. Die Abwärtsrisiken sind also nicht unbeträchtlich – kommt es zu einem weiteren Lockdown, sind überhaupt alle Prognosen Makulatur.
Auch die Oberbank hat am Dienstag ihren Jahresausblick präsentiert und ging dabei näher auf die Performance der Märkte in den USA und China ein. Die nunmehr einsetzende zyklische Erholung spricht aber auch für Europa. Während man mit Anleihen derzeit maximal ein Prozent pro Jahr machen kann und das nur bei „kreativer globaler Mischung“, erwartet die Oberbank 5,5 % pro Jahr mit Aktien über die kommenden fünf Jahre gesehen.
Das dann doch recht ernüchternde Resümee der Oberbank für die Gesamtwirtschaft Österreichs lautet: „An Wachstum sehen wir heuer maximal das, was wir 2020 verloren haben.“
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