Spotify, Apple und Co.: Wie viel Musiker beim Streaming tatsächlich verdienen

Am Streaming kommen Bands und Musiker heute kaum noch vorbei. Wer gehört werden will, müsse auf den Streamingdiensten vertreten sein, sagt Hannes Müller. Sein vor Kurzem gestarteter Dienst Yeebra hilft Musikern dabei, ihre Songs und Alben auf Spotify, Apple Music, Deezer, Tidal und zahlreichen anderen digitalen Plattformen zu veröffentlichen.
Das Tullner Unternehmen richtet sich an, wie es Müller ausdrückt, „Musiker von nebenan“. Sie können nicht mit der Unterstützung großer Labels rechnen und nehmen den Vertrieb ihrer Musik selbst in die Hand. Wie viel sie mit dem Streaming verdienen, ist unterschiedlich: „Wir haben Künstler, die machen ein paar Cent pro Monat und andere, die verdienen mehrere Tausend Euro“, erzählt der Gründer.
Der Streamingbereich ist laut dem Musikwirtschaftsverband IFPI mit 185,8 Mio. Euro für mehr als 85 Prozent des 254 Mio. Euro schweren heimischen Musikmarkts verantwortlich. Rund 35 Prozent der Haushalte in Österreich verfügen über ein Abo.
20,4Mrd. Dollar (18 Mrd. Euro) wurden 2024 weltweit mit Musikstreaming umgesetzt.
Wie viel bekommen Musiker von den Streamingplattformen? Üblicherweise gehen 70 Prozent der Abo-Einnahmen an die Rechteinhaber. Spotify gibt also für ein Premium-Abo, das knapp 11 Euro im Monat kostet, 7,7 Euro an Urheberrechts- und Verwertungsgesellschaften, Vertrieb und Labels weiter. Die zahlen dann Musiker und Komponisten entsprechend der mit ihnen bestehenden Vereinbarungen aus.
Unterschiedliche Abos
Wie viel ergibt das pro gestreamten Song? Das ist sehr unterschiedlich und hängt auch davon ab, ob Titel in einem Familien-, Premium- oder werbefinanzierten Abo gestreamt werden. Die Gesamteinnahmen aus der jeweiligen Abo-Art werden in einen Topf geworfen und entsprechend der Streams verteilt. Die ausbezahlten Summen reichen von 0,4 Cent bis 1,8 Cent pro Stream, betragen also zwischen 4 und 18 Euro pro 1.000 Streams.

Hannes Müller bringt mit seinem digitalen Musikvertrieb Yeebra Musik auf Streamingdienste.
Wer zahlt am meisten?
Am meisten bezahlt laut Müller der französische Musikdienst Qobuz mit 1,2 bis 1,8 Cent pro Stream. Vergleichsweise viel bekommen die Rechteinhaber auch von Apple Music und Tidal, die zwischen 0,6 und 0,9 Cent pro Stream bezahlen. Spotify liegt im Schlussfeld und überweist im Schnitt gerade einmal 0,4 Cent pro Stream. In Summe zahlt der Marktführer dennoch am meisten aus. 2024 waren es mehr als zehn Mrd. Dollar, die an Rechteinhaber überwiesen wurden.
Unterschiede bei den Auszahlungen ergeben sich auch daraus, dass manche Dienste für Probeabos bezahlen, andere, wie etwa Spotify, nicht. Für werbefinanzierte Abos wird auch weit weniger ausbezahlt.
Um Betrug zu verhindern, zahlen die meisten Dienste Vergütungen erst aus, wenn in den vergangenen 12 Monaten 1.000 Streams erreicht wurden. Das seien drei Streams pro Tag, rechnet Müller vor. Für Bands, die eine Fanbasis haben, sollte das machbar sein.
Wie die Financial Times berichtet, sollen im Sommer Preiserhöhungen bei dem schwedischen Streaming-Marktführer geplant sein. Für ein Premium-Abo könnten ab Juni 11,99 Euro statt bisher 10,99 Euro fällig werden, heißt es. Auch Studenten-, Duo- und Familienabos sollen teurer werden. Dafür soll es Verbesserungen geben, etwa mehr exklusive Podcasts.
Geplant sein soll auch ein Hi-Fi-Abo mit verbesserter Klangqualität. Konkurrenten, darunter Apple, Amazon, aber auch Tidal und Qobuz bieten längst Musik in HD-Klang ohne Preisaufschläge an.
Ebenfalls für den Sommer wird eine weitere Abo-Neuerung kolportiert. Für einen Aufpreis von knapp sechs Euro sollen Abonnenten auf künstliche Intelligenz (KI) basierte Remix-Werkzeuge nutzen und auch Karten für ausgewählte Konzerte früher kaufen können.
Für den Streamingdienst lief es zuletzt nicht schlecht. Die Anzahl der zahlenden Abonnenten stieg im ersten Quartal um 12 Prozent auf 268 Millionen weltweit. Der Umsatz legte um 15 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro zu. Das operative Ergebnis konnte mit 509 Mio. Euro nach 168 Mio. Euro im Vorjahresquartal mehr als verdoppelt werden.
Kaum Millionäre
Reich werden die meisten Musiker mit Streaming jedenfalls nicht. Von 12 Millionen Bands und Musikern, die Musik auf Spotify veröffentlichen, verdienten 2024 lediglich 0,0125 Prozent mehr als eine Million Dollar und kaum 0,6 Prozent 10.000 Dollar oder mehr.
Die breite Masse der Musiker in Österreich kann von solchen Einnahmen nur träumen. Beim Gros der Fälle betragen die Streaming-Erlöse zwischen fünf und 100 Euro monatlich, schätzt Müller.
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