Multis sackeln sich Kakao ein

Weltweit steigt der Hunger auf Schokolade
Der Milka-Produzent will 200.000 Bauern unter Vertrag nehmen.

Weltweit steigt der Appetit auf Schokolade, parallel dazu werfen die Kakaobäume in wichtigen Anbauländern Afrikas immer weniger Ernte ab. Bauern haben mit dem Kakaoanbau zu lange zu wenig verdient und nicht mehr in ihre Plantagen investiert. Bis 2020 wird die Nachfrage nach Kakao das Angebot um eine Million Tonnen – ein Viertel der Welternte – übersteigen, schätzen Experten. Zudem fragen Konsumenten verstärkt nach, unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen der Kakao angebaut wurde.

Kurzum: Hersteller müssen umdenken. "Vor zehn Jahren wusste die ganze Industrie nicht, was entlang der Lieferkette passiert, weil sie viele Schritte ausgelagert hatte. Das ändert sich", sagt Cathy Pieters. Sie ist beim größten Schokoladeproduzenten der Welt, Mondelez, für das Nachhaltigkeitslabel Cocoa Life verantwortlich, das auch Suchard-Tafeln ziert.

400 Millionen Dollar

Mondelez steckt 400 Millionen Dollar in das Programm, das für mehr Ertrag und nachhaltigen Anbau sorgen soll. Im Vorjahr wurden beispielsweise 500.000 Setzlinge an die Bauern verteilt. Das sei mehr als eine Image-Sache, "es geht um ein Umdenken in der Beschaffungsstrategie", sagt Pieters.

76.600 Bauern produzieren schon heute unter dem Cocoa-Life-Label, bis 2022 sollen es 200.000 sein. Steigen ihre Erträge, steigt nicht nur ihr Verdienst, sondern auch die Kakaomenge für Mondelez. Derzeit liefern die Vertragsbauern 21 Prozent der Menge, die Mondelez im Jahr benötigt. Zu wenig, um auch die Milka-Produktion in Österreich unter das Nachhaltigkeitslabel zu stellen. In Bludenz produziert der US-Konzern täglich 350.000 Milka-Großtafeln für den europäischen Markt.

Die Zertifizierung von Cocoa Life kommt von der Organisation Flocert, die auch Fairtrade-Siegel vergibt. Wie Cocoa Life will Fairtrade mit Bildung oder der Verteilung von Jungpflanzen die Verhandlungsmacht der Bauern stärken. Die Versprechen klingen austauschbar, Mondelez sieht große Unterschiede. So würde ein Team der Harvard University alle drei Jahre analysieren, wie sich die Cocoa-Life-Bauern im Vergleich zu anderen entwickeln – so ein Fortschrittsbericht sei einzigartig.

Match

In der Branche wird das Programm des Branchenprimus großteils positiv gesehen. Kein Konzern habe bisher so viel investiert wie Mondelez.

Fest steht, dass der Schokolademarkt fest in Händen der Multis ist: Unangefochtene Nummer eins ist – nach der milliardenschweren Cadbury-Übernahme – Mondelez (u. a. Suchard, Toblerone, Oreo-Keks, Mozartkugeln von Mirabell). Der US-Konzern (einst: Kraft Foods) hat im weltweiten Schokoladenmarkt einen Anteil von rund 16 Prozent (in Österreich 42,7 Prozent). Auf Platz 2 reiht sich das US-Familienunternehmen Mars (15 Prozent) ein, gefolgt vom Schweizer Nestlé-Konzern (KitKat, Smarties, Nuts, 13 Prozent). Platz vier belegt das italienische Familienimperium Ferrero (Kinderschokolade, Duplo, Giotto, Raffaello), gefolgt vom US-Konzern Hershey. Gemeinsam teilen sich die fünf Hersteller – nachdem sie zahlreiche Konkurrenten geschluckt haben – rund 60 Prozent des Weltmarktes auf. Der weltweite Schokoladenmarkt soll knapp 100 Milliarden Dollar schwer sein.

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