Moody's lobt Österreichs Bankensystem

Moody's lobt Österreichs Bankensystem
Nur sechs von 19 europäischen Ländern mit stabilem Ausblick. Wenig faule Kredite, genug Kapital und Staatsprogramme helfen.

Die US-Ratingagentur Moody's sieht Österreichs Bankensektor in der aktuellen Coronakrise gut aufgestellt. Daher belässt die Agentur den Ausblick auf "stabil". Das macht eine Verschlechterung des aktuellen Ratings von Aa1 für die nächsten 12 bis 18 Monate unwahrscheinlich.

Nur sechs Märkte stabil

Seit Ausbruch der Coronakrise hat Moody's 19 europäische Bankenmärkte geprüft, nur sechs davon bekamen einen stabilen Ausblick. Neben Österreich sind das Irland, Polen, Schweden, Schweiz und Tschechien. Auch der Ausblick für das US-Bankensystem ist negativ.

Wenig faule Kredite

Moody's geht wie praktisch alle Prognoseinstitute von einem Einbruch der Wirtschaft jetzt und einer Erholung ab der zweiten Jahreshälfte 2020 aus. Das werde zu mehr notleidenden Krediten und Druck auf die Gewinne der Banken führen. In Österreich habe es aber zu Beginn der Krise relativ wenige faule Kredite gegeben und die großen Hilfsprogramme der Regierung mit Kurzarbeit und Unterstützung für Unternehmen werden die Auswirkung der Rezession dämpfen, heißt es in der Länderbewertung von Moody's. Auch die Kapitalausstattung der österreichischen Banken dürfte "robust" bleiben.

Hausaufgaben gemacht

"Wir sehen, dass die österreichischen Banken ihre Hausaufgaben gemacht haben und in einer starken Verfassung sind, davon profitiert der gesamte Standort". Der Polster der Banken helfe nun bei der Bewältigung der Krise Sicherung der Arbeitsplätze. "Die Banken sind gerade in dieser Phase ein entscheidender Akteur. Umso wichtiger ist es, dass es einen nationalen Schulterschluss mit dem Bankensektor gibt, um die Liquidität in den Unternehmen zu erhalten", so Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) zur Moody's-Bewertung.

Aufsicht freut sich

Die FMA-Vorstände Helmut Ettl und Eduard Müller verwiesen auf Anfrage der APA zur Moody's-Bewertung darauf, dass Österreichs Banken nach der Finanzkrise das Eigenkapital auf rund 16 Prozent verdoppelt hätten. Dank Eigenkapitalpuffern stünden 38 Mrd. Euro zur Verfügung, um Verluste abzufedern und 400 Mrd. finanzieren zu können. "Aufsicht und Banken haben aus der globalen Finanzkrise die richtigen Lehren gezogen und diese konsequent umgesetzt", so die FMA-Vorstände. Es bewähre sich nun, dass Kreditvergabe und Geschäftsmodelle der Banken "auf Nachhaltigkeit getrimmt" worden seien.

Kapitalpuffer

Lob gab es nach Teilnehmerangaben in einem Analysten-Call am Donnerstag dafür, dass Österreichs Banken bereits vor der Krise sich um nachhaltige Kreditvergabestandards gekümmert und Kapitalpuffer aufgebaut haben. Die faulen Kredite aus Zeiten der Finanzkrise von 2008/2009 seien abgebaut, die Osteuropatöchter so aufgestellt worden, dass sie sich aus ihren eigenen Märkten finanzieren. Moody's halte es für unwahrscheinlich, dass staatliche Unterstützung für Banken selbst erforderlich sein wird, hieß es zur APA. Moody's bewertet 16 österreichische Banken oder Bankengruppen, die zusammen 70 Prozent der Banken-Aktiva halten.

Spielräume nutzen

Auch in der Krise würden jetzt die bewährten regulatorischen Standards nicht aufgeweicht, versichern Ettl und Müller in einer gemeinsamen Stellungnahme. Man dürfe nicht "Risiken einfach weg definieren", dennoch würden Aufsicht und Banken "regulatorische Spielräume möglichst flexibel nutzen", um die Realwirtschaft möglichst effizient und effektiv zu unterstützen. Die notleidenden Kredite seien auf den historischen Tiefststand von rund zwei Prozent der aushaftenden Kredite gefallen, in Österreich etwas darunter, in Osteuropa etwas darüber. "Österreichs Banken können gegensteuern und die Unternehmen - tatkräftig unterstützt vom Staat - durch die schwierige Zeit tragen", versichern die Banken-Aufseher.

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