Wettbewerb beim Handy vernichtet Jobs

Jurist Luckos warnt auch vor vermeintlichen Schnäppchen, etwa iPhones um 100 Euro oder (gefälschte) Markenware um einen Bruchteil des echten Preises. "Die Verkäufer geben sich als Outlet-Stores aus, dabei stammt die Ware aus China und wird in der Regel vom Zoll beschlagnahmt und vernichtet."
Der Preiskampf nutzt Kunden, schadet aber dem Standort.

Nirgends in Europa sind die Preise für die Handynutzung derart im Keller wie in Österreich. Ein Beispiel: Die zweijährige Benutzung eines iPhone 5 kostet hierzulande um rund 54 Prozent weniger als im europäischen Durchschnitt. Und während hierzulande die Preise laut Warenkorb der Statistik Austria seit 2000 um bis zu 46 Prozent gestiegen sind, hat sich die Nachrichtenübermittlung (inkl. Festnetz) um 23 Prozent und der Mobilfunk sogar um 55 Prozent verbilligt.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Unternehmensberatung Booz & Company. Betrübliches Fazit: Der überaus harte Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt bewirke einen jährlichen Schaden von bis zu einer Milliarde Euro für den Wirtschaftsstandort Österreich. Errechnet wird dies aus der Reduktion der Unternehmens-Investitionen, den dadurch vernichteten Arbeitsplätzen und dem insgesamt nicht genutzten Wachstumspotenzial. Ohne entsprechendes Gegensteuern drohe die „digitale Versteppung“.

Schaden

Denn: Was wie ein Paradies für die Handy-Kunden klingt, macht den – drei verbliebenen – Mobilfunkanbietern mehr und mehr zu schaffen. Die niedrigen Preise schmälern Umsatz und Gewinn (minus 14 Prozent seit 2007). Dies hat seit damals mehr als 2700 Jobs in der Branche gekostet. Vor allem aber nimmt der Preis- und Margendruck den Spielraum für nötige Investitionen in den Breitbandausbau. So werde auch das politische Ziel – die Bundesregierung wollte Österreich unter die Top-Nationen bei Information und Kommunikationstechnologien führen – immer unrealistischer.

Studienautor Martin Reitenspieß sieht Österreich im internationalen Vergleich eher zurückfallen. „Das jetzige Preisniveau ist für die Unternehmen nicht mehr nachhaltig. Der Regulator muss fairen Wettbewerb sichern. Die Industrie muss atmen können.“ Doch auch die Unternehmen selbst müssen wohl umdenken und den ruinösen Preiskampf zumindest teilweise beenden. Die Studie zeigt, dass die durchschnittlichen Mobilfunkkosten in Österreich (gerechnet für 246 Minuten Gesprächszeit, 55 SMS und eine MMS) 13 Euro betragen und damit um stolze 133 Prozent unter dem EU-Durchschnitt liegen.

Kommentare