MAN Steyr: "Mit Wolf verlieren wir einen innovativen Impulsgeber"

MAN Steyr: "Mit Wolf verlieren wir einen innovativen Impulsgeber"
Ökonom Schneider sieht "schweren Schaden für gesamte Region" – Die Landespolitik will sich noch nicht geschlagen geben

Mit "großem Bedauern" kommentiert der renommierte Linzer Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider die Entscheidung der MAN-Belegschaft in Steyr gegen den Einstieg von Investor Siegfried Wolf.
Schneider hat als wissenschaftlicher Leiter der Initiative Wirtschaftsstandort OÖ (IWS) erst vor wenigen Tagen eine Studie vorgelegt, in der er die möglichen wirtschaftlichen Schäden einer Standortschließung errechnet hat. Dieser Schaden in Höhe von nahezu einer Milliarde Euro und 8.400 verlorenen Arbeitsplätzen im Werk sowie bei Zulieferern tritt nun möglicherweise in vollem Umfang ein.

MAN Steyr: "Mit Wolf verlieren wir einen innovativen Impulsgeber"

Friedrich Schneider

Schneider sagt dazu im KURIER-Gespräch nach dem Nein der Belegschaft zu Wolf: "Das ist auf jeden Fall ein schwerer Schaden für die gesamte Region. Die große Chance auf den Erhalt eines echten Hightech-Standortes wurde vertan."

 

Zukunft verspielt?

Das Angebot von Wolf sei das einzig seriöse gewesen, so Schneider weiter. "Wolf wollte aus MAN Steyr ein zukunftsträchtiges Unternehmen schmieden. Mit ihm verlieren wir einen innovativen, wichtigen Impulsgeber."

Betroffen sei nicht nur das Land Oberösterreich, sondern zu einem guten Teil auch Niederösterreich, meint der Ökonom. Denn: Mindestens ein Drittel der 2.300 Mitarbeiter pendle aus Niederösterreich ein. 75 Prozent des Gesamtschadens entfalle jedenfalls auf die beiden Bundesländer.

Schneider schwärmt von Wolf: "Er kann Zwei und Zwei zusammenzählen und macht so ein Angebot sicher nicht aus Jux und Tollerei. Wolf hat eine Vision, der traut sich was und verlangt völlig zu Recht auch etwas dafür." Doch da ist die Belegschaft nicht mitgegangen.

"Ausdruck der Enttäuschung"

Die negative Abstimmung sei "Ausdruck der Enttäuschung über den Umgang des MAN-Konzerns mit den Beschäftigten, die sich eine derartige Behandlung aufgrund der bisher erbrachten Leistungen keinesfalls verdient" hätten, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Für ihn ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: Er werde jetzt "den MAN-Konzern in die Pflicht nehmen, auch andere Optionen ernsthaft ins Auge zu fassen und mit weiteren Interessenten zu verhandeln". Diese Option wurde von der MAN-Konzernleitung freilich mehrfach klar abgelehnt.

"Demokratische Entscheidungen – gerade auch in wirtschaftlichen Angelegenheiten – sind nicht nur zu respektieren, vielmehr muss die betriebliche Mitbestimmung ausgebaut werden", reagierte Oberösterreichs SPÖ-Chefin, Birgit Gerstorfer, auf das Abstimmungsergebnis.

Auch die Grünen und Freiheitlichen stellen nun neue Forderungen auf. Ob das hilft? Klar ist, alle Parteien mischen mit, denn noch heuer wird in Oberösterreich gewählt.

Unerwarteter Ausgang

Der oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner spricht von einem unerwarteten Ausgang der Abstimmung. „Viele haben auf MAN gezielt, aber Wolf getroffen“, meint Achleitner. Man müsse an den Verhandlungstisch zurückkehren, andernfalls würden alle verlieren. Er ruft alle Beteiligten auf, Gespräche zu suchen und eine bessere Lösung zu finden.

Man solle sich auch andere Konzepte anschauen, derzeit sei aber jenes von Wolf das einzig zukunftsfitte. Achleitner wolle keine Schließung, es würde zu viel Know-how und Kompetenz verloren gehen, den Standort dürfe man nicht leichtfertig fallen lassen.

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