Mit Wasserstoffautos sind Klimaziele nicht zu erreichen

Wasserstoffauto
TU-Wien-Professor: Wasserstoffautos wären nur in bestimmten Bereichen sinnvoll. Elektroautos sind am effizientesten.

Mit Wasserstoffautos und dem Aufbau der notwendigen flächendeckenden Wasserstoff-Infrastruktur ist die Energiewende nicht zu schaffen. Diese Meinung vertrat Manfred Schrödl vom Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der Technischen Universität (TU) Wien am Dienstag in einer Aussendung. Denn ein Wasserstoffauto benötige mindestens rund 2,4 Mal so viel Energie wie ein Elektroauto.

Der Wissenschaftler belegt seine Ansicht mit Zahlen: Demnach brauche ein Elektroauto für 100 Kilometer rund 20 Kilowattstunden (kWh). Rechnet man zehn Prozent Verluste durch Zwischenspeicherung und Laden hinzu, komme man auf 22 kWh, vom Windrad oder der Photovoltaik-Zelle weg gerechnet.

Schlechte Bilanz

Ein Wasserstoffauto benötigt dagegen laut Schrödl für die gleiche Distanz ein bis 1,2 Kilo Wasserstoff, was einem Energieinhalt von 33 bis 39 kWh entspricht. Rechnet man auch hier die Verluste hinzu - im ökologisch optimalen Fall der Wasserstoff-Erzeugung mit Hilfe erneuerbarer Energie, zudem Komprimierung und Transport - komme man in Summe auf mindestens 52 kWh.

Tatsächlich sei die Bilanz heute aber noch viel schlechter, da derzeit über 90 Prozent des Wasserstoffs aus Erdgas hergestellt werde. Schrödl beziffert in diesem Fall den Primärenergiebedarf mit 62 kWh für 100 Kilometer Fahrt. Zudem entstehe bei diesem Prozess CO2. "Das ist energetisch nicht besser als ein gewöhnliches Verbrennungsauto mit einem Verbrauch von sechs bis sieben Litern Benzin oder Diesel auf 100 Kilometer", so der Experte.

Zusätzlicher Energiebedarf

Schrödl führt noch ein weiteres Argument ins Treffen: Wenn die angestrebte Reduktion des Benzin- und Dieselverbrauchs in Österreich um ein Drittel durch eine Wasserstoffauto-Initiative erreicht und für dessen Produktion erneuerbarer Strom eingesetzt werden soll, würde das einen zusätzlichen Bedarf an elektrischer Energie von 22 Terawattstunden (TWh) bedeuten.

Damit wäre der extrem ambitioniert angesetzte Ausbau erneuerbarer Energie von 30 TWh bis 2030 (um Österreichs Strombedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken) alleine durch die Wasserstoffauto-Wende großteils aufgebraucht. Dagegen würde die Reduktion des Treibstoffverbrauchs um ein Drittel durch den Ausbau von Elektroautos den Berechnungen Schrödls zufolge nur zu einem zusätzlichen Bedarf von neun TWh an elektrischer Energie führen.

Schrödls Fazit: "Grüner Wasserstoff hat in gewissen Bereichen sicher eine große Zukunft, etwa als Langzeit-Energiespeicher, oder in der Industrie, wenn auch die entstehende Abwärme gut genutzt wird. Aber für die Mobilität ist Wasserstoff nicht die richtige Lösung." Da sei es weitaus effizienter, auf das Elektroauto zu setzen.

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