Mit Humus gegen Erosion und Konkurrenz
Unter einem Hektar Fläche leben 15 Tonnen Bodenlebewesen, was einem Gewicht von 20 Kühen entspricht", sagt Andrea Johanides, Geschäftsführerin von WWF Österreich. Infolge von Übernutzung und Überdüngung der Böden verlieren diese aber an Qualität.
Die Böden, die CO2 aus der Luft in Form von Humus binden, können nicht mehr so viel Kohlenstoff speichern. Da sie kaum Wasser aufnehmen können, steigt zudem die Gefahr von Überschwemmungen. In Europa sind bereits 17 Prozent der Böden gefährdet, in Österreich sollen es 25 Prozent sein. Bis ein einmal weggewaschener Boden sich um zehn Zentimeter erneuert hat, braucht es 2000 Jahre. Die UNO hat heuer das Jahr des Bodens ausgerufen, um auf das Problem aufmerksam zu machen.
In Österreich hat die Ökoregion Kaindorf, zu der sich 2007 sechs Gemeinden zusammengeschlossen haben, bei der CO2-Reduktion durch Humusaufbau Pionierarbeit geleistet. Jetzt startet der WWF gemeinsam mit dem Handelshaus Spar ein Programm. 69 Landwirte bauen Gemüse bodenschonend an – soll heißen: Sie setzen statt Industriedünger Kompost und Mist ein, pflügen weniger und bekämpfen aufkommendes Unkraut mit Stroh statt Herbiziden. Zudem gibt es keine Monokulturen. Spar hofft auf einen Wettbewerbsvorteil und garantiert den Bauern die Abnahme der Ernte und Preise für die ganze Saison – statt der sonst üblichen Wochenpreise. Zudem bekommen die Bauern eine Prämie für eingespartes CO2.
"Politik hinkt hinterher"
Spar-Chef Gerhard Drexel sieht sich als Pionier, der "den Kampf gegen die Mühlen der Agroindustrie aufnimmt". Diese sei naturgemäß nicht interessiert daran, dass künftig weniger Kunstdünger versprüht wird. Auch seitens der Politik gibt es laut Drexel für solche Projekte keine Unterstützung. "Die Politik hinkt gesellschaftlichen Entwicklungen hinterher." Wie viel sich Spar die Kooperation mit dem WWF kosten lässt (das WWF-Logo prangt auf den Produkten des Programms), verrät Drexel nicht.
Für NGOs von Global 2000 bis zum WWF sind solche Kooperationen mit Konzernen immer wichtiger. Beim WWF tragen sie 15 Prozent zum Umsatz bei (70 Prozent kommen von Spenden).
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