Mit Fenstern und Türen gegen die Corona- und die Klima-Krise

Ein Fenster des Herstellers Internorm.
Österreichs Marktführer in der Fensterbranche kommt gut durch die Corona-Krise. Internorm ist Teil der IFN-Holding, die im August durch die Übernahme der dänischen Skanva Group auf acht europäische Unternehmen angewachsen ist. Im Jahr 2019 setzte IFN mit 3.750 Mitarbeitern 612 Millionen Euro um. Internorm steuerte mit 1.900 Mitarbeitern 371 Mio. Euro dazu bei. Für heuer werden ähnliche Zahlen erwartet.
Von Personalabbau sei keine Rede, so Geschäftsführer Christian Klinger gegenüber dem KURIER. „Die Kurzarbeit hat uns sehr geholfen“ und nach dem ersten Lockdown im Frühling sei die Baukonjunktur gut angesprungen, erklärt er das trotz Wirtschaftskrise erfolgreiche Geschäftsjahr.
Etwa 40 Prozent des Umsatzes generiert Internorm im Bereich Neubauten, der größere Teil kommt aus Sanierungsprojekten. Jährlich werden etwa 800.000 Fenster an drei Standorten in Österreich produziert. Konkurrenz aus Niedriglohnländern fürchtet man nicht, denn Fenster seien „individualisierte Lösungen“ mit relativ kurzer Lieferzeit, so Klinger.
Sanierungsbedarf
Im Gespräch mit dem KURIER sieht er trotzdem Handlungsbedarf bei der Regierung. Fördermaßnahmen würden nicht nur die heimische Wirtschaft beleben, sondern seien auch notwendig, um die Reduktionsziele bei den Treibhausgasemissionen zu erreichen.
Je nach Definition haben 1,9 bis 2,5 Millionen der 3,9 Millionen österreichischen Wohnungen und Häuser Defizite bei der Heizung oder Wärmedämmung. Dabei geht es zunehmend auch darum, im Sommer ein zu starkes Aufheizen zu verhindern. Da die Energiekosten und Treibhausgasemissionen bei sanierten Gebäuden durchschnittlich um rund 60 Prozent niedriger sind, ergibt sich daraus ein erkleckliches Einsparungspotenzial.

IFN-Geschäftsführer Christian Klinger.
Die vom Bund angestrebte Sanierungsquote von drei Prozent pro Jahr würde allerdings etwa eine Verdreifachung der aktuellen Aktivitäten bedeuten. Nach Zahlen des Klima- und Energiefonds könnte dadurch eine zusätzliche Wertschöpfung in Höhe von 12,6 Milliarden Euro erreicht werden. Diese würde bis zu 30.000 Arbeitsplätze in Österreich schaffen.
Förderungen
Vergangene Projekte, wie zum Beispiel der Sanierungsscheck 2013, hätten gezeigt, dass Fördermaßnahmen gut angenommen werden, so Klinger. Allerdings hätten sie nur zu einer kurzen Belebung der Nachfrage im jeweils geförderten Bereich geführt.
Aktuell will der Bund im Zeitraum von 2021 bis 2024 bis zu 1,55 Milliarden Euro für klimafreundliche Heizungen und thermische Sanierungen verteilen. Klinger hält eine längerfristige Perspektive für sinnvoll. Das würde etwa bedeuten, dass die Sanierungspotenziale von herstellerunabhängigen Experten erhoben werden. Statt punktueller Maßnahmen könnten dadurch Gesamtkonzepte für die jeweiligen Gebäude eingereicht werden und die Förderungen für jeden erfolgten Umsetzungsschritt ausbezahlt werden. Das würde einer kurzfristigen Überhitzung des Marktes vorbeugen und außerdem Perspektiven am Arbeitsmarkt schaffen, insbesondere in der Montage.
Im Klimaschutzministerium ist man sich der Problematik bewusst. Insbesondere die Kritik an den Stop-and-go-Förderungen der Vergangenheit sei nachvollziehbar, erklärt ein Sprecher auf Anfrage des KURIER. Deswegen habe man heuer im Zuge des Bundesfinanzrahmengesetzes „weitreichende Planbarkeit geschaffen“.
Die Fördermittel für die Sanierungsoffensive kommen – im Gegensatz zur Ökostromförderung, die über die Ökostromabgabe finanziert wird – direkt aus dem Bundesbudget. Da der Finanzrahmen des Bundes über vier Jahre geht, sei eine längerfristige Zusage von Mitteln nicht möglich.
Kommentare