Missbrauch von Daten: Studenten klagen Google

Google dürfte mit Daten von Studierenden doch mehr anstellen, als bisher bekannt war. Das zeigt ein Prozess, der in den USA geführt wird.

Google Apps for Education" heißt das weltweite Programm, mit dem der US-Konzern Schülern und Studierenden kostenlose Tools wie Kalender, eMails und andere Werkzeuge zum kollektiven Arbeiten zur Verfügung stellt. Rund 30 Millionen Personen auf der ganzen Welt nutzen es.

Nun klagen im US-Bundesstaat Kalifornien zwei Studierende, die von ihrer Uni zur Nutzung zwangsverpflichtet werden, Google. Sie fürchten, dass Google ihre eMails scannt, um ein exaktes Nutzer-Profil zu erstellen. Die Studierenden beziehen sich bei ihrer Klage auf das "Abhörgesetz" und ihr "Recht auf Privatsphäre". Datenschützer in den USA sind alarmiert, sie wollen, dass sich das US-Bildungsministerium mit der Causa befasst: "Die Privatsphäre unserer Studierenden steht auf dem Spiel", so Khaliah Barnes, Anwältin der Datenschutz-Organisation Electronic Privacy Information Center (EPIC).

Österreich betroffen

Die Klage in den USA schlägt auch in Österreich hohe Wellen. Denn auch hier gibt es Schulen und Unis, die die Google-Werkzeuge nutzen. 18.000 Studierende der Universität Salzburg haben keine Wahl: Wer dort studiert, wird automatisch dazu gezwungen, seine Kommunikation mit der Universität via Google abzuwickeln. Betroffen davon ist unter anderem der gesamte eMail-Verkehr. Auch drei Allgemein Bildende Höhere Schulen in Wien sind bereits auf das Google-Angebot für Bildungseinrichtungen umgestiegen (siehe unten).

Die Unis und Schulen ersparen sich dadurch viel Geld. Bei der Uni in Salzburg etwa kommt man jährlich auf eine "niedrige sechsstellige Summe", wie vom IT-Verantwortlichen in Erfahrung zu bringen war. Doch welchen Preis müssen die Studierenden dafür zahlen? Laut jüngsten Informationen, die im Rahmen des Prozesses in den USA zutage getreten sind, werden ihre Daten nämlich systematisch gesammelt und ausgewertet. Eine Konzernsprecherin von Google bestätigte, dass Google die eMails der Schüler und Studierenden "aus einer Reihe von Gründen" scanne und indiziere. Die Funktion sei automatisiert und könne seitens Google nicht abgedreht werden, so die Sprecherin. Auf die Gründe wollte Google nicht näher eingehen. Dies ist insofern brisant, als Google den heimischen Schulen und Universitäten das "Apps for Education"-Programm nämlich so verkauft hat, dass Werbeschaltungen in den eMails deaktiviert sind – was indirekt impliziert, dass die eMails nicht gescannt werden.

Reaktion

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Viele Mitarbeiter der Uni Salzburg hatten zuletzt mit IT-Problemen zu kämpfen
"Wir verfolgen die Entwicklung in Amerika sehr genau und warten ab, ob sich der Verdacht bestätigt. Wir werden dementsprechend weitere Schritte planen", erklärtThomas Wenninger, IT-Verantwortlicher der Uni Salzburg, auf KURIER-Anfrage. Die Uni Salzburg hat die Umstellung auf den kostenlosen Google-Service im Dezember 2010 vollzogen. Damals sei der Vertrag von einem Rechtsexperten auf Konformität mit nationalen Datenschutzgesetzen geprüft und freigegeben worden, so Wenninger.

Salzburgs Studierende protestierten zu Beginn vehement gegen die Umstellung. "Damit könnte sich Google passende Absolventen aussuchen und diese gezielt anschreiben", lauteten die Ängste. "Personenbezogene sensible Daten wie zum Beispiel Noten werden seitens der Universität nicht an die Studierenden direkt gesendet", versucht Wenninger zu beruhigen.

Datenschützer sehen das freilich kritisch. "Headhunter könnten mit den Daten viel anfangen" , sagt Georg Markus Kainz vom Datenschutzverein quintessenz. "Der Blick auf die Daten lässt eine ausführliche Analyse zu und das Schlimme daran ist, dass die Studierenden keine Entscheidungsfreiheit haben, ob sie Google nutzen möchten oder nicht", so Kainz.

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Nicht nur an der Salzburger Universität, sondern auch am BRG1 (Schottenbastei) und zwei weiteren Schulen in Wien wird das Google-Bildungsangebot von Schülern und Lehrern genutzt. Der interne Lehrerverteiler läuft über Google Groups, die Webseite der Schule wurde mit Google-Diensten erstellt und alle Schüler und Lehrer haben Google-eMail-Adressen, wie der Netzwerk-Betreuer Christian Haschek dem KURIER erzählt.

Dem EDV-Betreuer war von Anfang an klar, dass Google die eMails scannt und indiziert. "Das müssen sie alleine zur Spam-Überprüfung machen. Außerdem gehört es zum Google-System dazu. Andernfalls würde die Suche in den eMails nicht so schnell funktionieren", erklärt Haschek, der sich auch den Vertrag mit Google genau durchgelesen hat. Da steht nämlich drinnen, dass keine persönlichen Daten analysiert werden dürfen.

Doch hier könnte es natürlich Schlupflöcher geben. Daran glaubt Haschek allerdings nicht. "Ich vertraue Google, dass sie sich an den Vertrag halten und die Daten der Schüler nicht in der Datengrube des Konzerns landen." Für den EDV-Betreuer ist es zudem wichtig, dass den Schülern keine Werbung angezeigt wird, solange sie eingeloggt sind und Google-Apps nutzen. Haschek sieht daher keine datenschutzrechtlichen Bedenken.

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