Miele will weg vom Waschmaschinen-Image
Mit Markus Miele ist beim deutschen Haushaltsgerätehersteller bereits die vierte Generation der Gründerfamilie am Ruder. Der Wirtschaftsingenieur ist geschäftsführender Gesellschafter im Unternehmen. Im Werk Bürmoos im Salzburger Flachgau setzt Miele nun verstärkt auf das Standbein Medizintechnik.
KURIER: Miele ist bekannt für Waschen, Spülen und Trocknen im Haushalt. Jetzt will man auch Spitäler als Kunden gewinnen. Warum das?
Markus Miele: Wir haben uns bereits in den 60er-Jahren gefragt, was für Entwicklungen auf Basis des Haushaltsgeschirrspülers möglich sind. Das Resultat waren damals Spülen für Laborgläser. Der Schritt in die Medizintechnik war dann kein großer mehr. Wir stellen schon länger kleine Geräte für Arzt- und Zahnarztpraxen her, mit denen man chirurgische Instrumente reinigen und desinfizieren kann. Mit sehr großem Erfolg.
Das hat Ihnen Mut gemacht, weiter in das Feld zu investieren?
Ja. Seit eineinhalb Jahren produzieren wir in Salzburg große Reinigungsanlagen für Spitäler. Für Betten, Nachtkästchen, Transportwagen oder OP-Tische. Jetzt kommen mannshohe Sterilisatoren für Krankenhäuser hinzu. Wir streben hier eine Größenordnung von rund 100 Aufträgen im Jahr an.
Die Konkurrenz in diesem Umfeld ist groß, zudem müssen die Krankenhäuser sparen. Kann hier ein Produkt, zumal im oberen Preissegment, reüssieren?
Auf jeden Fall. Entscheidend ist zum einen unser Service. Manche Anlagen laufen im Schichtbetrieb, bei Problemen muss es schnell gehen. Wir haben eine große Anzahl von Servicetechnikern, die diese Geräte warten und rasch reparieren können. Zum anderen bemühen wir uns um Innovation: Ein niedriger Wasser- und Energieverbrauch spielt auch für Spitäler eine wichtige Rolle.
Das ist - um zum Kerngeschäft von Miele zu kommen - auch bei den Haushaltsgeräten ein großes Thema?
Seit den 70er-Jahren drehen wir beim Energie- und Wassersparen die Spirale immer weiter nach unten - durchaus erfolgreich. Wir haben eben erst einen Wäschetrockner für Kunden vorgestellt, die zu Hause eine Solaranlage haben, die Wasser erhitzt. In Verbindung mit einem Schichtenspeicher spare ich im Vergleich zu herkömmlichen Trocknern 80 Prozent Energiekosten.
Jetzt rühmt sich Miele, langlebige Produkte zu bauen. Soll sich ein Kunde überhaupt ein Gerät kaufen, das 25 Jahre hält, aber dann von der Energieeffizienz nicht mehr Stand der Technik ist?
Ja, das soll er. Wir sind beim Energiesparen bereits im asymptotischen Bereich, das heißt, wir nähern uns dem Optimum nur mehr in sehr kleinen Schritten an. Wir machen uns darum Gedanken, wie man das Sparen auf eine andere Ebene setzten kann. Smart Grids, also intelligente Netze, werden damit zu einem großen Thema. Die Maschine startet selbstständig, wenn der Strom am günstigen ist.
Was sich im höheren Kaufpreis niederschlägt. Wir leben derzeit in einer "Geiz ist Geil"-Gesellschaft. Beim Diskonter bekomme ich eine Waschmaschine schon um 200 Euro ...
Wenn der Kunde schon investieren muss, weil seine Waschmaschine kaputt ist, möchte er die Sicherheit haben, dass sie auch lange hält. Und im Betrieb günstig ist. Eine lange Lebensdauer ist ja auch umweltfreundlicher: Ich muss dann in 40 Jahren nur zwei Waschmaschinen, und nicht drei oder vier wegwerfen.
In einigen Euroländern herrscht die Schuldenkrise. Lässt sich mit Qualität da noch punkten?
In Krisenzeiten sind die Leute bereit, mehr Geld für eine Marke auszugeben. Im Krisenjahr 2008/2009 haben wir nur 1,2 Prozent unseres Umsatz abgegeben. Das haben wir im Folgejahr deutlich kompensiert. Allerdings gibt es aktuell ein paar schwierige Länder. In Griechenland, Spanien und Irland sind die Umsätze rückläufig, aber andere Länder gleichen das aus. Ich bin gedämpft optimistisch.
In eigenen Miele-Schauräumen werden Brotbackkurse, Kochen nach Themen und Verkostungen abgehalten. Will man weg vom Waschmaschinen-Image?
Wenn ich Kunden überzeugen möchte, dass wir ähnlich gute Kochfelder, Dunstabzüge und Dampfgarer herstellen wie Waschmaschinen und Geschirrspüler, muss ich sie in Kontakt mit den Geräten bringen. Wer weiß genau, wie ein Dampfgarer arbeitet? Am besten klappt es, wenn ich Kunden am Prozess teilhaben und das Ergebnis kosten lasse.
Zur Person: Markus Miele, 42
Karriere Der Ökonom (Universitäten Karlsruhe und St. Gallen/CH) startete 1998 als Controller bei der Hella KG. 1999 trat er in das von seinem Urgroßvater gegründete Unternehmen ein, das er seit 2004 gemeinsam mit Reinhard Zinkann leitet. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Konzern Miele erzielte im Geschäftsjahr 2010/'11 mit 16.000 Mitarbeitern einen Rekordumsatz von 2,9 Mrd. €.
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