Metro will Gastwirte digitalisieren

Wer online reserviert, erscheint angeblich verlässlicher im Lokal
Der deutsche Handelsriese möchte Gastronomen mit Reservierungssystemen an sich binden.

Mit einem Branchenumsatz von 429 Milliarden Euro ist die Hotellerie und Gastronomie "eine der größten Industrien Europas", sagt Olaf Koch, Vorstandschef der Metro Gruppe. In Sachen Digitalisierung hinkt sie aber hoffnungslos hinterher. Das will Koch ändern, freilich nicht ganz uneigennützig.

Die Herausforderung dabei ist die starke Fragmentierung des Marktes. 1,8 Millionen Gastronomie-Betriebe gibt es in Europa. Neben großen Caterern und Hotels viele kleine Lokale, die weder die Zeit noch das Know-how für die Wartung eine eigenen Homepage haben. Deswegen winken sie auch reflexartig ab, wenn ihnen jemand ein entsprechendes Angebot macht. Etwa für ein Tischreservierungssystem. Letzteres ist laut Koch aber schon allein deshalb sinnvoll, weil Gäste, die online reservieren, zuverlässiger auftauchen, als jene, die sich per Telefon freie Plätze sichern.

Digitalisierungsstrategie

Der Düsseldorfer Großhändler Metro hat in den vergangnen Jahren jedenfalls 30 Millionen Euro in seine Digitalisierungsstrategie gesteckt. Herausgekommen sind unter anderem einfach zu erstellende Webseiten und Tischreservierungssysteme, die der Handelsriese seinen Kunden nun gratis zur Verfügung stellt. Genauso wie Monitoringsysteme, mit denen auf einen Klick sichtbar ist, welcher Kellner besonders viel Umsatz bringt oder zu welchem Zeitpunkt die Kosten des Betriebes gedeckt sind. Seit 2016 haben 500 Metro-Kunden die Service-Leistungen getestet, darunter rund 80 in Österreich.

Metro will Gastwirte digitalisieren
Metro, Olaf Koch

Bis zum Jahr 2020 will Koch eine halbe Million Gastronomen mit seinen neuen Angeboten in die digitale Welt holen. In einem ersten Schritt kostenlos. Das macht der Konzern freilich nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern weil Koch so seine europaweit 21 Millionen Kunden enger an sich binden will. Und wohl auch, um später einmal mit digitalen Services Geld zu verdienen.

Die Welt der Großhändler ändert sich. Wirte haben nicht mehr die Zeit, gemütlich durch den Großmarkt zu schlendern. Etwa ein Viertel des Geschäfts bei Metro läuft bereits über Online-Bestellungen, immer mehr Betriebe lassen sich Lebensmittel ins Haus liefern.

Kleinere Märkte

Metro will näher an die Kunden rücken. Etwa mit kleineren Formaten, die auch in Innenstadtlagen Platz finden. Koch: "Wir kommen von Märkten mit 12.000 Quadratmetern, jetzt haben wir einen mit 2000 Quadratmetern in Frankreich eröffnet." Angeboten wird vor allem frische Ware, alles weitere bestellt der Kunde online. Das könnte es auch bald in Österreich geben. Derzeit liege der Fokus aber auf der Modernisierung bestehender Märkte.

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