Mehr Geschäft, aber nicht für alle Händler

Die Lebensmittelhändler sind für ein Drittel der Handelsumsätze verantwortlich
Vier von zehn Händlern haben 2017 Umsatzrückgänge gehabt.

Bilanz 2017. Das Geldbörsel sitzt wieder lockerer, in Österreichs Einkaufsstraßen klingeln wieder die Kassen. Der stationäre Einzelhandel meldet für 2017 ein Umsatzplus von zwei Prozent – so gut hat sich das Geschäft seit 2010 nicht mehr entwickelt. Erstmals hat die Branche mehr als 70 Milliarden Euro umgesetzt. Das heißt aber noch lange nicht, dass alle Händler auf der Siegerstraße unterwegs sind.

Mehr Geschäft, aber nicht für alle Händler
Grafik

Bei einer Umfrage der KMU-Forschung Austria unter 4500 Betrieben haben 42 Prozent der Befragten angegeben, dass ihre Umsätze sinken. Betroffen sind vor allem Händler in schlechten Lagen und in Branchen, die mit neuer Konkurrenz – ob aus dem Internet oder von Branchenfremden – kämpfen (siehe auch Grafik). "Der Markt ist hochkompetitiv", sagt Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria.

Die Bilanz wird vor allem durch den Lebensmitteleinzelhandel nach oben gezogen, der für rund ein Drittel der Einzelhandelsumsätze verantwortlich ist. Das Umsatzplus lag mit vier Prozent weit über der Inflation, kam also nicht nur durch Preissteigerungen zustande. Konsumenten greifen offenbar zu höherwertiger Ware – von bio über regionale Lebensmittel bis hin zu vorgeschnittenen Obst und Gemüse. Parallel dazu müssen sich die Lebensmittelhändler noch nicht mit unliebsamer Online-Konkurrenz herumschlagen. Gerade einmal ein Prozent der Umsätze werden übers Web-Geschäft abgewickelt, in Branchen wie dem Elektronikhandel liegt die Quote schon um die 20 Prozent.

Kaufkraft fließt ab

Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel, beziffert den Umsatz österreichischer Web-Shops mit 3,6 Milliarden Euro (Plus sechs Prozent). Nachsatz: "Mindestens der gleiche Betrag fließt ins Ausland ab." Also auf die Konten von Online-Riesen wie Amazon bis Zalando.

Für das laufende Jahr sind die Wirtschaftsforscher optimistisch. Die Arbeitslosenquote werde weiter sinken, parallel dazu die Sparquote. Drei von vier Händlern rechnen unter diesen Vorzeichen mit mehr Umsatz.

Im Vorjahr hat die Branche den Mitarbeiterstand um 2900 Beschäftigte ausgebaut. Traditionell ist jeder zweite Handelsjob ein Teilzeitjob.

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