Mega-Deal zur Öl-Förderung am Nordpol

Die Petro-Giganten und früheren Rivalen Rosneft und ExxonMobil wollen gemeinsam die arktischen Reserven anzapfen.

Um fast neun Prozent schnellten Rosneft-Papiere Dienstagabend an der Londoner Wertpapierbörse hoch. Der Grund: Die bekannt gewordene Elefanten-Hochzeit des größten russischen Erdöl-Förderunternehmens mit dem amerikanischen Branchenprimus ExxonMobil. Regierungschef Wladimir Putin höchstselbst übernahm im Schwarzmeer-Kurort Sotschi den Part des Trauzeugen. Gemeinsam will man die Ölreserven in der Arktis anzapfen.

Einschließlich der zu erwartenden Warenströme, so der für Energie zuständige Vizepremier Igor Setschin, werde der Vertrag einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen von mehr als 500 Milliarden US-Dollar erbringen.

Konkret übernimmt ExxonMobil 33,3 Prozent der Anteile an einem Joint Venture zur Erschließung und Exploration von Feldern in der russischen Kara-See, die Teil des nördlichen Eismeeres ist. Rosneft bekommt die restlichen 66,7 Prozent. Allein die Erkundung schlägt mit Kosten von mindestens 3,2 Milliarden Dollar zu Buche, für die Förderung werden wenigstens zehn Bohrinseln benötigt, von denen jede mindestens 15 Mrd. Dollar kostet.

Breite Kooperation

Maschinen und Anlagen sollen vor allem russische Unternehmen liefern. Ebenso für die gemeinsame Förderung im russischen Teil des Schwarzen Meeres, wo beide ein Joint Venture mit ähnlichen Mehrheiten planen. Für rund eine halbe Milliarde Dollar wollen beide Öl-Giganten in St. Petersburg zudem ein gemeinsames Forschungs- und Ausbildungszentrum errichten. Part des Deals ist auch, dass sich die Russen an sechs ExxonMobil-Projekten im Golf von Mexiko sowie in Drittstaaten beteiligen.

Das lässt aufhorchen: Bisher waren beide eher durch einen knallharten Verdrängungswettbewerb aufgefallen: Vor allem in der Kaspischen Region und in den internationalen Gewässern rund um den Nordpol, wo riesige Öl- und Gas-Lagerstätten
vermutet werden. Russland will daher seine 200-Meilen-Wirtschaftszone möglichst weit nach Norden ausdehnen, versucht deshalb seit Jahren, Beweise beizubringen, dass zwei Untersee-Gebirge in Pol-Nähe Teil des sibirischen Festlandsockels sind und rammte, um die Ansprüche zu erhärten, 2007 sogar eine russische Trikolore aus Titan - direkt unter dem Pol in 4000 Metern Wassertiefe - in den Meeresboden. Die USA konterten mit der Entsendung von Kriegsschiffen.

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