"Bald 160 Millionen Gäste im Jahr"

BILD zu OTS - Andreas Schwerla, Managing Director McDonald's Österreich
Der scheidende Österreich-Chef Andreas Schwerla sprach über Wachstum mit Burger & Co.

KURIER: Sie waren der jüngste Restaurant-Manager Deutschlands, später Vize-Chef in Deutschland, ab 2008 McDonald’s-Österreich-Chef. Warum jetzt der Schritt in die Selbstständigkeit, noch dazu als Franchisenehmer im eigenen Unternehmen?

Andreas Schwerla: Nach 28 Jahren in einem Angestelltenverhältnis fragt man sich, ob man das noch 10, 20 Jahre machen will. McDonald’s ist ein tolles Unternehmen, aber die Perspektive war nicht mehr da. Ich war ja schon Chef und konnte nicht mehr Chef vom Chef werden.

Also die neue Herausforderung? Oder weil man als Franchisenehmer mehr verdient?

Wer McDonald’s kennt und wer die erzielbare Rendite von bis zu 20 Prozent auf das eingesetzte Kapital kennt, weiß, dass das die beste Basis für die Selbstständigkeit ist. Außerdem konnte ich mir das Umfeld und die Standorte aussuchen. Ich habe zwei bestehende Restaurants, eines in St.Pölten und eines in Krems, erworben. Zu ihrer Frage: Ich werde es mir sicher nicht verschlechtern.

Nimmt McDonald’s eigentlich noch neue Franchisenehmer auf? Wie viel Kapital muss man da investieren?

Theoretisch 750.000 Euro, wovon 40 Prozent Eigenkapital sein muss. Wir nehmen aber keine neuen Franchisenehmer mehr auf, obwohl wir 4000 Bewerbungen pro Jahr bekommen. Wir wollen in Zukunft mit tendenziell weniger Partnern, die den Markt aber sehr gut kennen, zusammenarbeiten. Es waren schon einmal 70 Franchisenehmer, aktuell sind es nur noch 48. Wer nur Geld hat, soll lieber in Immobilien investieren.

Als Sie 2008 angetreten sind, gab es 163 Restaurants, 7500 Mitarbeiter, 365 Millionen Euro Umsatz und 117 Millionen Gäste im Jahr. Wo steht McDonald’s Österreich heute? Wie sieht Ihre Bilanz aus?

Wir machen 515 Millionen Euro Umsatz (im Jahr 2011, Anm.), haben 8500 Mitarbeiter, 184 Restaurants und bewirten bald 160 Millionen Gäste im Jahr. Und das in einem Land mit acht Millionen Einwohnern. Statistisch gesehen kommen 85 Prozent aller Österreicher im Durchschnitt drei Mal im Monat zu McDonald’s.

Eine der Erfolgsstorys dahinter sind wohl die McCafés, die schon fast flächendeckend zu finden sind ...

Wir haben in den 90er-Jahren zuerst in das Größenwachstum investiert und dann massiv in die Qualität. In den wenigen Restaurants, in denen wir noch keine McCafés haben, reicht einfach der Platz nicht aus. Wenn man einen guten Cappuccino für 1,99 Euro in einer schönen Tasse bekommt, will man dafür nicht 4 Euro zahlen, ohne dass die Qualität wesentlich besser ist. Die Kunden schätzen unser Preis-Leistungs-Verhältnis.

Sie haben etliche technische Neuerungen gebracht, vom offenen WLAN über die Selbstbestell-Terminals bis hin zum kontaktlosen Zahlen. Was hat sich bewährt, was ist gefloppt?

Bargeldloses Zahlen macht erst fünf Prozent aus, kontaktloses Zahlen noch weniger. Aber das wird noch werden, das hat nichts mit McDonald’s zu tun, sondern mehr mit der Kultur in Österreich. Bei McDonald’s in Frankreich wird etwa schon zu 40 Prozent bargeldlos bezahlt. Was wir neu machen wollen ist „mobile ordering“. Da bestellt der Kunde unterwegs über eine App am Smartphone. Wenn er ins Restaurant kommt, ist das Essen abholbereit fertig und über die Telefonrechnung auch schon bezahlt.

Ein Lieferservice ist weiterhin kein Thema?Das funktioniert nur in Gegenden wie Downtown Singapur oder Hongkong, wo es wirklich ganz dicht besiedelt ist. Österreich ist dafür zu dezentral, da kann man nicht die entsprechende Qualität bieten. Da ist der Burger kalt, wenn er beim Kunden ankommt.

Bei Konkurrent Burger King in Irland hat man Pferdefleisch gefunden. Wie verhindert McDonald’s, dass etwa Pferdefleisch in die Burger kommt?

Wir beziehen zu 100 Prozent österreichisches Rindfleisch (Vorderviertel der Tiere, Anm.) in AMA-Gütesiegel-Qualität von knapp 50.000 Bauern. Unser Partner dabei ist die ARGE Rind. Geschlachtet wird in acht österreichischen Schlachthöfen, von denen keiner Pferde schlachtet oder zerlegt.

Auch ganz ohne Pferdefleisch bringen Sie immer wieder kulinarische Neuigkeiten, von den Wraps bis zu den McNoodles. Angesichts der scharfen Konkurrenz wundert man sich, warum es noch keinen McDöner gibt.

Wir sagen: Schuster bleib bei deinem Leisten. Wir wollen immer etwas McDonald’s-Typisches machen. Wir werden uns auch keinen Würstelgriller reinstellen.

Aber bei McDonald’s in Deutschland kommt doch jetzt auch die Currywurst.

Das sind zeitlich befristete Sonderaktionen, so wie wir auch schon einmal einen McLeberkäs hatten.

McDonald’s ist Marktführer in der Gastronomie, Marktführer bei Coffeeshops, größter Salatverkäufer des Landes und und und – überall Superlative. Wo sehen Sie eigentlich noch Wachstumspotenzial?

Unser Firmengründer hat gesagt, wir wissen noch nicht, was wir in zehn Jahren verkaufen werden, aber auf jeden Fall mehr davon.

Nochmals, ist nicht längst die Sättigungsgrenze bei den Weich-Laberln erreicht?

Das glaube ich nicht, 30 bis 40 neue Standorte verkraftet das Land noch leicht, auch auf der Produktseite geht noch wesentlich mehr, detto bei der operativen Umsetzung der Prozesse in den Betrieben. Die Zukunft gehört der immer flexibleren Produktion. Wir wollen damit noch viel näher an die individuellen Kundenwünsche heran. Mein Nachfolger Andreas Schmidlechner ist ein Top-Mann, der weiß ganz genau, was hier geht und was nicht geht.

Führungswechsel

"Bald 160 Millionen Gäste im Jahr"
BILD zu OTS - Andreas Schmidlechner folgt mit 1. März 2013 Andreas Schwerla als Managing Director von McDonald's Österreich nach.
Österreich McDonald's bekommt einen neuen Österreich-Chef. Andreas Schmidlechner (48), schon bisher Mitglied der Geschäftsführung, folgt ab 1. März Andreas Schwerla (46) nach. Der gebürtige Münchner Schwerla ist seit 28 Jahren bei McDonald's und leitete die Fast-Food-Kette in Österreich fünf Jahre lang. Nun wird er selbst Franchisenehmer und als solcher McDonald's-Restaurants in St.Pölten und Krems (Niederösterreich) leiten. Der passionierte Segler Schwerla ist verheiratet und Vater eines vierjährigen Buben. Der neue Chef Andreas Schmidlechner ist bereits seit 2006 Marketingdirektor von McDonald's Österreich und trieb als solcher unter anderem die Einführung der McCafés voran. Zuvor war er beim Konsumgüterkonzern Unilever.

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