Marktberuhigung kostet EZB minimum 100 Mrd.

Marktberuhigung kostet EZB minimum 100 Mrd.
Um die Märkte zu beruhigen muss die EZB um mindestens 100 Mrd. Euro italienische und spanische Staatsanleihen kaufen, schätzen Börsianer.

Mit der Ausweitung des umstrittenen Anleihenaufkaufprogramms versucht die EZB, die schwersten Marktbewegungen seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 in den Griff zu bekommen. Um in der aktuellen Schuldenkrise die Märkte beruhigen zu können, muss die Europäische Zentralbank nach Einschätzung von Fondsmanagern mindestens 100 Mrd. Euro in den Ankauf von spanischen und italienischen Staatsanleihen stecken. In einer am Montagabend veröffentlichten Reuters-Umfrage gaben acht von zehn Managern diese Summe an, zwei von ihnen hielten sogar mindestens 250 Mrd. Euro für nötig.

Sechs der zehn Befragten rechneten damit, dass der Privatsektor bei der Bewältigung der Schuldenkrise erneut einbezogen werde. Die gleiche Anzahl gab an, derzeit aktiv keine Staatsanleihen aufzukaufen. Vier sagten, sie würden weiterhin Geld in britische, deutsche und US-Bonds stecken. Alle Fondsmanager gaben an, sich durch die Bonitäts-Herabstufung der USA nicht beeindrucken zu lassen und ihren Anteil amerikanischer Staatsanleihen im Portfolio nicht reduzieren zu wollen.

EZB kauft munter weiter

Die EZB will ihren Kurs fortsetzen und weiter Anleihen kaufen. "Die EZB ist am Sekundärmarkt für Schuldtitel aktiv", sagte EZB-Chef Jean-Claude Trichet am Dienstag dem französischen Rundfunksender Europe 1. Die Notenbank plant, dieses Engagement auch fortzusetzen.

Trichet schloss aus, dass die Notenbank in Bedrängnis geratenen Staaten wie Italien und Spanien Schuldtitel direkt abkauft: "Das sollten wir nicht tun und das können wir auch nicht tun." Die EZB darf den Bestimmungen zufolge nicht am sogenannten Primärmarkt aktiv werden, da damit eine unzulässige Schuldenfinanzierung der Staaten verbunden wäre.

EZB erinnert Staaten an ihre Verantwortung

Besonders der italienischen Regierung hat die EZB in den vergangenen Tagen "äußerst klar" gesagt, welche Entscheidungen sie zu treffen habe - "vor allem, schneller zu einer normalen Haushaltslage zurückzukommen". "Das Gleiche haben wir von der spanischen Regierung verlangt." Doch sollen sich alle europäischen Regierungen angesprochen fühlen und werden aufgefordert, ihre Beschlüsse vom Krisengipfel der Europäischen Union im Juli schneller in die Tat umzusetzen.

"Wir erwarten, dass die Regierungen das tun, was wir als ihre Arbeit betrachten, und dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden", sagte der EZB-Chef am Dienstag dem französischen Radiosender Europe 1. Die Staaten müssten "bestätigen", dass es tatsächlich einen Stabilisierungsmechanismus gebe, "der selbst so schnell wie möglich auf den Sekundärmärkten eingreifen könnte", mahnte Trichet.

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