Einfach erklärt sei ein Virus wie eine Klette, die am Wollpullover kleben bleibt, so Grassauer. „Wenn ich sie aber vorher schon in Wolle einwickle, bleibt sie nicht mehr kleben. Dieses Einwickeln besorgt das Polymer Carragelose. Das Virus werde so neutralisiert. Mit einer niedrigeren Virenlast seien auch Infizierte weniger ansteckend und es könnte der Krankheitsverlauf gelindert werden. Grassauer berichtet von ersten Tests mit Covid-Patienten, die Carragelose inhalierten und sich danach rascher erholten. Weitere wissenschaftliche Belege für eine solche Wirksamkeit auf Basis von Rotalgen fehlen allerdings noch.
Als Mittel gegen allergischen Schnupfen und Erkältungen hat Marinomed bereits einen Virusblocker auf Algenbasis als Nasen- und Rachenspray sowie in Pastillenform auf den Markt gebracht. In Österreich ist er unter dem Namen „Coldamaris“ erhältlich. Corona ermöglicht ein weiteres Einsatzgebiet, nämlich dort, wo man nicht impfen kann.
Als Beispiele nennt Grassauer Kindergärten, wo Coldamaris als günstiger Ersatz für das Tragen von FFP2-Masken und PCR-Tests verwendet werden könnte. Anders als ein Test würde der antivirale Spray auch schützen, zumindest den ganzen Vormittag lang. „Der Spray wäre eine weitere, unkomplizierte Maßnahme, um Infektionsketten zu unterbrechen“, meint Grassauer. Im Unterschied zu den Impfstoffen seien hier auch die Virus-Mutationen egal.
„Die Impfstrategie ist sinnvoll und wird eine gewisse Basisimmunität erzeugen, aber das Virus werden wir sicher nicht mehr los. Wir werden damit leben lernen müssen“, ist der Firmenchef überzeugt. Er verweist auf die bereits lange bekannten vier endemischen Corona-Viren, die zu 15 Prozent für die Erkältungen mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit verantwortlich seien. Jeder Österreicher hätte inzwischen Antikörper gegen diese Viren, aber trotzdem gebe es immer wieder Erkältungen. „Aus meiner Sicht, wird es bei SARS-CoV-2 nicht anders sein.“
Marinomed wurde 2006 als Spin-Off der Veterinärmedizischen Universität Wien gegründet, um „Medizin aus dem Meer“ zu erforschen. Seit 2018 notiert das Unternehmen an der Wiener Börse, mehr als die Hälfte der Anteile sind in Streubesitz. Firmengründer Andreas Grassauer und Eva-Prieschl-Grassauer halten nach wie vor jeweils 8,3 Prozent. Weiteres Großaktionär ist die Acropora Beteiligungs Gmbh.
Der Anti-Viren-Spray ist derzeit der einzige Umsatzbringer der Marinomed AG. Produziert und vertrieben wird er von der Firma Sigmapharm im Burgenland. Die Rotalge wächst im Meer von Afrika (Sansibar) oder den Philippinen, der Vertrieb läuft über Partnerschaften. Um die Umsätze anzukurbeln, werden gerade weitere Länder erschlossen.
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