Maricoin: Eigene Kryptowährung für LGBT-Szene regt auf

Maricoin: Eigene Kryptowährung für LGBT-Szene regt auf
Noch vor dem offiziellen Start stehen schon mehr als 10.000 Menschen auf der Warteliste. Doch der Name sorgt für kontroverse Diskussionen

In der Kryptowelt sorgt eine neue digitale Währung für Aufregung - die in Spanien entwickelte Maricoin. Sie wurde speziell zur Unterstützung lesbischer, schwuler, bisexueller und transgeschlechtlicher (LGBT) Menschen entworfen und steht ihren Gründern zufolge für Gleichbehandlung und gegen jede Art von Diskriminierung.

Doch allein schon ihr Name sorgt für kontroverse Diskussionen in der Branche: Maricoin ist angelehnt an das spanische Wort „maricon“, was auf deutsch übersetzt werden kann mit „Schwuchtel“. Ab dem 22. Februar soll Maricoin auf den großen Kryptowährungs-Plattformen handelbar sein.

Der 48-jährige Mitgründer Juan Belmonte will mit Maricoin nichts weniger als die Welt verändern und die LGBT-Gemeinschaft besonders fördern: „Wir können Mikrokredite vergeben, damit Leute ein kleines LGBTI-freundliches Café in Kolumbien eröffnen oder Projekte unterstützen, die queeren Flüchtlingen helfen, aus Ländern zu fliehen, in denen sie zu Tode gesteinigt werden“, sagt er der Thomson Reuters Foundation, eine Wohltätigkeitsorganisation der Nachrichtenagentur Reuters.

Idee am Christopher Street Day

Die Idee hatte der gelernte Friseur bei einer Party am Christopher-Street-Day in Madrid. Inzwischen stehen mehr als 10.000 Menschen auf der Warteliste, um noch vor dem offiziellen
Start am 22. Februar vergünstigte Maricoins zu ergattern, wie Belmonte berichtet. In einem queeren Madrider Stadtteil ging Maricoin Ende 2021 als Pilotprojekt mit ein paar Unternehmen an den Start. Bald sollen die digitalen Münzen auf der ganzen Welt verfügbar und  nutzbar sein.

Maricoin: Eigene Kryptowährung für LGBT-Szene regt auf

Christopher Street Day 

„Die Firmen und Händler, die unsere digitale Münze akzeptieren, werden auf einer Karte eingetragen sein, die als LGBT-Führer für jeden Besucher einer beliebigen Stadt dienen wird“, erläutert Francisco Alcarez, Chef des US-Finanzinvestors Borderless Capital, den Belmonte als Partner geholt hat. „Wenn sie aber gegen einen Punkt unseres Antidiskriminierungsmanifests verstoßen, indem zum Beispiel eine schwangere Frau wegen ihrer Schwangerschaft entlassen wird, fliegen sie aus dem Maricon-Netzwerk raus.“

Kritik an Namenswahl

In sozialen Netzwerken wird Belmonte für die Initiative gefeiert, mit der Namenswahl bewies er jedoch nach Meinung von Kritikern kein glückliches Händchen. Hunderte Nutzer bezeichnen den Namen wegen seiner Ableitung vom spanischen Wort maricon als respektlos gegenüber der queeren Community, auch Parallelen zu anderen homophoben Schimpfwörtern werden gezogen. Der 23-jährige Student David Gonzalez kann die Kritik nicht verstehen: "In Spanien sagen das die Schwulen ständig zueinander". Es wäre etwas anderes, wenn ihn ein Heterosexueller so bezeichnen würde, aber Maricoin richte sich ja gezielt an die LGBT-Gruppe.

Zweifel am Erfolg

Genau diese Fokussierung auf nur eine Gruppe Menschen ist ein weiterer Kritikpunkt in den Internetforen. Zweifel bestehen vor allem am Erfolg von Maricoin. "Man braucht eine große Anzahl von Nutzern, um die Währung schnell zu etablieren", sagt David Yermack, Finanzprofessor an der New Yorker Stern School of Business. Dafür sei die LGBT-Gruppe zu klein und zu weit über den Globus verzweigt. Einer ähnlichen Initiative vom sozialen Netzwerk Hornet im Jahr 2018 mit dem LGBT Token gelang nie der Durchbruch. 2020 bauten die Gründer die Krypto-Plattform um zu einer elektronischen Geldbörse, über die mit traditionellen Währungen bezahlt werden kann.

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