Marcher baut sein Wurst-Reich mit Landhof und Loidl aus

Kampf um die Wurst: In der Lebensmittelindustrie wird er über den Preis ausgetragen
Überangebot und Preisdruck: Die Vivatis-Gruppe zieht sich aus dem Wurstgeschäft zurück.

Wenn’s um die Wurst geht, wird’s schwierig. Die Anbieter steigen sich gegenseitig auf die Füße, drücken mehr Menge in den Markt als gebraucht wird, und drehen die Preisspirale nach unten. Die zur Raiffeisen OÖ zählende Vivatis-Gruppe zieht nun die Reißleine und trennt sich von ihren Wurstproduzenten Landhof und Loidl.

Käufer ist das Villacher Familienunternehmen Marcher und damit der größte Schlacht- und Zerlegebetrieb in Österreich. Marcher verarbeitet laut eigenen Angaben jährlich 130.000 Rinder und eine Million Schweine und exportiert in 40 Länder. "Wir erweitern mit der Übernahme unser Portfolio", sagt Firmenchef Norbert Marcher, der sich zum Kaufpreis bedeckt hält. Schon jetzt hat er alle Verarbeitungsschritte – von der Schlachtung über die Zerlegung bis zur Veredelung – in seinem Betrieb abdeckt. Synergien will er nun im Rohstoffbereich und im Vertrieb heben. Es ist nicht das erste Mal, dass Marcher über Zukäufe wächst. Erst im Jahr 2015 hat der Villacher die Firmen Aibler (NÖ) und Blasko Convenience (Stmk.) übernommen.

In der Fleischbranche wird es in den kommenden Jahren zu einer Konsolidierung kommen, sind sich Marktbeobachter einig. "Derzeit tummeln sich noch viele Produzenten mit großteils austauschbaren Angeboten am Markt, was den aktuellen Preiskampf noch zusätzlich verschärft", sagt Josef Domschitz, stellvertretender Geschäftsführer im Fachverband der Lebensmittelindustrie. Gleichzeitig machen die Supermarktketten immer mehr Wurst selbst. Spar gehört mit seinen TANN-Werken zu den Großen der Branche, Konkurrent Rewe nimmt Ende nächsten Jahres sein Fleischzerlegungswerk in Eberstalzell (OÖ) in Betrieb. Auf 14.000 Quadratmetern werden dort rund 200 Mitarbeiter Fleischwaren unter den Rewe-Eigenmarken Hofstädter, Merkur Selektion, Efef sowie Ja! Natürlich produzieren.

Schwieriger Export

Damit wird es für die bestehenden Betriebe nicht leichter, im Handel zu landen. Und als Draufgabe essen die Österreicher immer weniger Fleisch. Bleibt das Exportgeschäft, aber das ist gar nicht so einfach, erklärt Domschitz: "Die Auslandsmärkte sind gut besetzt und zusätzlich bedeuten verbindliche Veterinärvereinbarungen mit Drittländern weitere bürokratische Auflagen und Risiken."

Die Vivatis-Holding, zu der auch Marken wie Inzersdorfer, Maresi, Gourmet oder Knabber Nossi gehören, hat zuletzt mehrere Zukunftsszenarien für Landhof durchgespielt. Unter anderem wurde über einen neuen Standort auf der grünen Wiese nachgedacht, da der bestehende Betrieb an seine Grenzen gestoßen ist, ist aus der Branche zu hören. Zuletzt setzte Landhof mit 180 Mitarbeitern 57 Millionen Euro um, Loidl kam mit 120 Mitarbeitern auf 28 Millionen Euro. Die Mitarbeiter der beiden Betriebe sollen von Marcher übernommen werden.

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