Manager klagen: Amtsschimmel wiehert immer lauter

Manager klagen: Amtsschimmel wiehert immer lauter
Regulierungswut verzögert Investitionen. Manager urgieren Entbürokratisierung.

Wie dringend notwendig eine Verwaltungsreform und der Abbau von Bürokratie sind, zeigt eine Umfrage des Management Clubs unter seinen Mitgliedern. 80 Prozent der Befragten erklärten im September, dass sich die Rahmenbedingungen verglichen mit vor fünf Jahren verschlechtert haben. Nur fünf Prozent orten eine Verbesserung. Unter den Auswirkungen leiden die Unternehmen schwer. 87 Prozent der Manager beklagen höhere Kosten, 84 Prozent einen verstärkten Zeitbedarf und Ressourceneinsatz. Drei Viertel der Führungskräfte melden einen höheren Personaleinsatz, bei fast zwei Drittel dämpfen die überbordende Verwaltung und Gesetzgebung die Investitionstätigkeit aus.

Günther Ofner, Flughafen-Vorstand und Vizepräsident des Management Clubs, spricht von einem "Hilferuf der österreichischen Manager an die Verwaltung und die Politik. Dass die Probleme ernst genommen werden und sich etwas ändert". Die Regulierungswut "behindert Investitionen und kostet Wirtschaftswachstum".

Mehr als 90 Prozent der Führungskräfte erklären, dass die rechtlichen und verwaltungsmäßigen Rahmenbedingungen Investitionen eher behindern bzw. verzögern und verteuern. Geplante Investitionen sind ein bis zwei Jahre in der Pipeline, bis sie realisiert werden.

Als Ursache nennen die Manager die Rechtslage und das weniger pragmatische Vorgehen von Behörden und Verwaltung. Am meisten stöhnen die Unternehmen unter den Bauverfahren, der Finanzmarktaufsicht und dem Bankengesetz, unter Arbeitszeitregelungen und "unsinnigen Regulierungen". Von Lebensmittel-Vorschriften bis zu detaillierten Vorschriften für Parkplatzbeleuchtungen. Auch die Sozialversicherung ist ein Problem.

Die Freude am Vorschreiben ist in Österreich besonders groß. Ein Drittel der EU-Auflagen wurden hierzulande noch verschärft, kritisiert Ofner. Die Regierung solle bei der Verwaltungsvereinfachung "praktisch Betroffene einbeziehen". Vor jeder Einführung einer Neuregelung sollte ein Praxistest über Kosten und Folgen durchgeführt werden.

Manager klagen: Amtsschimmel wiehert immer lauter
Wer über die Grenzen hinweg Geschäfte macht, kennt das: Bevor Geld fließen darf, muss alle drei Jahre der Nachweis erbracht werden, dass die Steuer in Österreich gezahlt wird. Diese „Freistellungsbescheinigung“ ist eine simple Formalität. Sollte man meinen. Denn Martin Scheriau, Verlagschef von Kremayr & Scheriau, musste sieben Monate warten, bis das Finanzamt in Deutschland den Antrag bearbeitet hatte. Sprich: Eine Zahlung von 20.000 Euro war so lange blockiert.

„Ich habe mich wahnsinnig geärgert, für einen kleinen Verlag ist das viel Geld“, sagt Scheriau zum KURIER. Ihm sei gesagt worden, in Deutschland sei diese Wartezeit üblich, Briten würden noch länger brauchen: „Absurd in Zeiten eines einheitlichen EU-Marktes.“ Lob findet Scheriau für sein heimisches Finanzamt: „Bei uns ist das in zwei bis drei Wochen erledigt.“

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