Leihpersonal für die Chefetage
Einen Chef kann man sich auch ausleihen. Das machen allerdings die wenigsten freiwillig.
Wenn das Telefon bei der Management Factory läutet, brennt beim Firmenchef am anderen Ende der Leitung meist schon der Hut. Und Banken, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer haben ihm Druck gemacht, einen externen Manager ins Unternehmen zu holen.
Die Management Factory verleiht Finanzchefs, Controller oder Restrukturierer. Meist an Unternehmen in finanzieller Schieflage. In selteneren Fällen auch an Firmen, die stark wachsen und sich für die Zukunft neu aufstellen müssen.
Vom ersten Anruf bis zum ersten Arbeitstag der Leih-Manager in der Firma vergehen oft nur wenige Tage. Schließlich drängt die Zeit. "Wir prüfen in einem ersten Schritt, ob das Unternehmen überhaupt überlebensfähig ist. Wenn ja, geht es darum, den Rücken frei zu bekommen. Sprich: Stand-still-Vereinbarungen mit den Banken auszuverhandeln", erklärt Reinhold Pfeifer.
Umbau der Porr
Er ist einer der drei Partner der Management Factory mit Sitz im dritten Bezirk in Wien. Seit 2013 ist er bei der Porr als Leiter des größten Restrukturierungs- und Reorganisationsprojekts in der Unternehmensgeschichte eingesetzt. Der Baukonzern mit aktuell rund 14.000 Mitarbeitern fährt seit dem Jahr 2012 einen rigiden Sparkurs. Binnen vier Jahren sollen 100 Millionen Euro gespart werden. "Die Finanzverbindlichkeiten wurden runtergefahren, das Working Capital Management verbessert, der Einkauf zentralisiert", zählt Pfeifer ein paar Punkte auf.
Die Idee, Manager auf Zeit zu verleihen, kommt aus dem angloamerikanischen Raum, findet aber auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Anklang. Die Leih-Manager kommen nicht stundenweise, sondern oft für zwei, drei Jahre. "Wenn man etwas verändern will, ist es ein Vorteil, wenn man Teil des Unternehmens ist", sagt Pfeifer, der auch schon bei Kapsch und Forstinger im Einsatz war.
Versilbern von Anteilen
Am leichtesten kann naturgemäß jenen Unternehmen geholfen werden, die umstrukturiert werden können – also beispielsweise Firmenbeteiligungen versilbern können. Besonders schwierig ist die Situation bei Handelsunternehmen. Pfeifer: "Die Mieten müssen gezahlt werden, das Personal in den Filialen kann nicht auf null zurückgefahren werden und gleichzeitig sind Umsatzssteigerungen schwer, weil die Konkurrenz im Internetzeitalter zunimmt."
Es sind nicht die kleinen Familienbetriebe, die sich an die Management Factory wenden. Auf der Referenzliste stehen Konzerne über alle Branchen hinweg – von Baumax, Kapsch, Fischer Ski bis hin zu Sanochemia Pharmazeutika. Die Hilfe ist nicht ganz billig. Die Manager bekommen einen Tagsatz und eine erfolgsabhängige Provision gezahlt.
Über zu wenige Aufträge kann sich Pfeifer nicht beschweren. Gerade zu Ausbruch der Wirtschaftskrise, 2008, hätten ihm potenzielle Kunden die Türe eingerannt. Er könne aber gar nicht so viele Aufträge annehmen, da das Unternehmen nur zwölf Mitarbeiter hat und auch nicht größer werden möchte.
Managementfehler
Meist sind es falsche Managemententscheidungen, die Firmen in Schieflage bringen – und nicht die gerne vorgeschobenen, schlechten Rahmenbedingungen. Laut Creditreform sind Managementfehler für zwei von drei Insolvenzen verantwortlich – weit vor Kapitalmangel und der schlechten Konjunktur. Im Vorjahr sind österreichweit 5600 Firmen pleitegegangen – etwa gleich viele wie 2013, geht aus den Zahlen der Creditreform hervor.
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