Widerstand programmiert: MAN verlagert Produktion nach Polen

Selbstfahrender Lkw von MAN
Gesamtprogramm soll Ergebnissteigerung bis 2028 von 935 Mio. Euro bringen. Rechtsgutachten sieht Arbeitnehmer im Aufsichtsrat zur Zustimmung verpflichtet.

Zusammenfassung

  • MAN plant, die Produktion verstärkt nach Polen zu verlagern, um in Summe bis 2028 eine Ergebnissteigerung von 935 Mio. Euro zu erzielen.
  • Kostensenkungen und Effizienzmaßnahmen, darunter übertarifliche Gehaltskürzungen und Konzentration des Karosseriebaus in Krakau, stehen im Mittelpunkt des Programms.
  • Ein Rechtsgutachten empfiehlt allen Aufsichtsräten, im Unternehmensinteresse zuzustimmen, während Investitionen an deutschen Standorten und Arbeitsplatzgarantien zugesichert werden.

Ähnlich schlecht wie die Lage der deutschen Automobilhersteller ist auch die Markt-situation für Produzenten von Lkw und Bussen und daran dürfte sich aller Voraussicht nach auch 2026 wenig ändern. Insbesondere die chinesischen Wettbewerber üben einen signifikanten Druck aus und bauen ihre Marktanteile sukzessive aus.

Der Aufsichtsrat des deutschen Nutzfahrzeugherstellers MAN sowie der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Traton (Teil der VW-Gruppe) tagen dieser Tage in München. Sie haben aktuell weitreichende Entscheidungen zu treffen.

Es geht um nicht weniger als „die Umsetzung umfangreicher Maßnahmen zur Erhaltung der nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit der Gesellschaft“, wie es in einem Gutachten an die Aufsichtsgremien heißt. Die Expertise der international tätigen Kanzlei Linklaters liegt dem KURIER vor. Darin werden detailliert teils schmerzhafte Schritte für die nächsten Jahre aufgelistet, die sich der Vorstand vom Aufsichtsrat gegen den erwarteten Widerstand der dortigen Arbeitnehmervertreter absegnen lassen will.

Umstrittener Kern der geplanten Anstrengungen ist eine weitere deutliche Produktionsverlagerung von Deutschland in das MAN-Werk im polnischen Krakau. Dazu kommt die Streichung von Gehaltsbestandteilen, die über den Kollektivvertrag hinaus gehen. Das alleine soll 160 Millionen Euro einbringen.

In Summe soll aber durch verschiedenste Maßnahmen der Kostensenkung und Effizienzsteigerung bis 2028 eine Ergebnissteigerung von rund 935 Millionen Euro erreicht werden.

Sie diene dazu, heißt es, um das Renditeziel von acht Prozent zu schaffen und neue Investitionen etwa für den Umstieg auf elektrische oder wasserstoffbasierte Antriebstechnologien zu ermöglichen. Die Berater sagen: „Würde der Vorstand demgegenüber keine Maßnahmen einleiten, wäre davon auszugehen, dass die MAN-Gruppe im Jahr 2028 keine positive Umsatzrendite erzielen würde.“

In Krakau konzentriert werden soll der Karosseriebau für das „Traton Modular System“, eine einheitliche Plattform für Produkte im gesamten Konzern. Außerdem soll dort eine neue Lackiererei für Fahrerhäuser von Trucks errichtet und die gesamte Innenausstattung für Fahrerhäuser verbaut werden. Im Gegenzug sagt der Vorstand auch Investitionen an den Standorten München (700 Mio. Euro) und Salzgitter (25 Mio.) zu und garantiert, dass es zu keinen betriebsbedingten Kündigungen kommen wird und alle deutschen MAN-Standorte erhalten bleiben.

Unternehmensinteresse

Die Rechtsberater halten in ihrem Gutachten auf mehreren Seiten und unter allen erdenklichen Gesichtspunkten fest, dass alle Aufsichtsräte im Unternehmensinteresse diesem Programm zuzustimmen hätten. Wörtlich heißt es: „Die Mitglieder des Aufsichtsrats einer Aktiengesellschaft haben sich ausschließlich am Unternehmensinteresse zu orientieren. Hierbei kommt der Sicherung der dauerhaften Rentabilität der Gesellschaft ein zentraler Stellenwert zu.“

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