Magenta-Chef Bierwirth: "Würde ungern auf Huawei verzichten"

Magenta (vorm. T-Mobile)-Chef Andreas Bierwirth
Unabhängige Zulassungsstelle soll Telekom-Equipment auf Sicherheitslücken überprüfen, fordert Bierwirth. Ministerium skeptisch.

Magenta/T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth spricht sich gegen einen Ausschluss des chinesischen Netzwerkausrüsters Huawei beim Aufbau der fünften Mobilfunkgeneration (5G)  aus. „Huawei hat schon unser 4G-Netz aufgebaut und wir sind sehr damit zufrieden. Ich würde daher ungern auf sie verzichten“, sagte Bierwirth am Donnerstag im Club der Wirtschaftspublizisten. Huawei wird von den US-Behörden seit langer Zeit verdächtigt, seine unternehmerischen Aktivitäten zur Spionage für China zu nutzen. US-Präsident Donald Trump ebnete daher den Weg für US-Unternehmen, künftig auf Technologie "made in China" zu verzichten.

Auch in Deutschland gab es zuletzt Sicherheitsbedenken. Magenta-Mutter Deutsche Telekom kündigte vor einigen Wochen an, ihre Zulieferer genau prüfen zu wollen. Bei der ersten 5G-Ausschreibung (Core-Netz)  von Magenta sei Huawei nicht zum Zug gekommen, berichtet Bierwirth. Den Zuschlag erhielt ein Anbieter „im westlichen Umfeld“.

Neutrale Zulassungsstelle

Um den Telekom-Kunden maximale Sicherheit zu garantieren, sollte die Regierung eine neutrale Zertifizierungsstelle für Telekom-Equipment einrichten. Eine solche Stelle könnte etwa bei der Telekom-Regulierungsbehörde RTR angesiedelt sein. In  Deutschland gibt es bereits konkrete Pläne in diese Richtung. Ein neues Gesetz soll die Sicherheitsanforderungen für Telekommunikationsnetze genau festlegen. Kritische Kernkomponenten, also sicherheitsrelevante Netz- und Systemkomponenten, dürfen dann nur von „vertrauenswürdigen Lieferanten “ bezogen werden. Eine eigene Zertifizierungsstelle soll das im Vorfeld überprüfen.

"Kein Kunde soll abgehört werden"

„Unser Job ist es, dafür zu sorgen, dass es für die Kunden maximal sichere Netze gibt“, so Bierwirth. "Kein Kunde soll abgehört werden, weder von den Chinesen noch von den USA oder von sonst  jemandem.“ Grundsätzlich sei Huawei ersetzbar und sein Unternehmen könnte auf andere Anbieter wechseln, stellt der Magenta-Boss klar. Die Chinesen hätten aber gegenüber westlichen Mitbewerber einen Technologievorsprung, der erst aufgeholt werden müsste. „Wir wollen nicht schlechtere Qualität zu einem höheren Preis“. 

Im zuständigen Infrastrukturministerium zeigt man sich eher skeptisch bezüglich einer eigenen Zulassungsstelle. "Bin nicht sicher, ob so ein Handelshemmniss auch EU-rechtskonform wäre", so ein Sprecher von Minister Norbert Hofer. Grundsätzlich werde in dieser Frage eine EU-weite Lösung angestrebt. Hofer sagte erst vor wenigen Wochen, er teile die Vorbehalte anderer Staaten gegenüber Huawei nicht. "Es gibt keinen konkreten Verdacht gegen Huawei", heißt es aus dem Ministerium.

Unlimitiertes Datenvolumen

Durch das ultraschnelle 5G-Netz werden sich in Österreich auch die Tarifmodelle der Mobilfunker ändern. Bierwirth kündigt „unlimitierte Datentarife“ wie jetzt schon beim Breitband-Internet via Kabel/Festnetz an. „Nicht mehr die Datenmenge, sondern die Geschwindigkeit wird preisentscheidend“, so Bierwirth. Wer eine höhere Geschwindigkeit haben möchte, werde mehr bezahlen müssen. Auch Tarife mit Datenpriorisierungen – also eine Art Vorrangsregel für Premium-Kunden – dürften im 5G-Netz zum  Thema werden.

Bezüglich der milliardenschweren Fusion von T-Mobile und UPC zu Magenta sagte Bierwirth, dass  es sich um ein längerfristiges, strategisches Investment des Konzerns gehandelt habe.„Wir müssen das Geld jetzt nicht in vier Jahren wieder zurückverdienen“. Einen Preiskampf mit Marktführer A1 will er sich nicht liefern. „Wir wollen eher eine Qualitätsstrategie fahren“.Besonders im TV-Bereich sieht er noch viel Innovationspotenzial.

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