Sonnentherme billig zu haben

Sonnentherme billig zu haben
Wie Burgenlands rot-blaue Regierung privatisiert. Plus Postenschacher.

Die coolsten Kinderprogramme, die längste Indoor-Wasserrutsche Österreichs, ein international preisgekröntes Vier-Sterne-Hotel. In Sunny Bunny’s Wasserwelten ist der Spaß- und Genussfaktor hoch. Und das Land Burgenland als Eigentümer kann sich jedes Jahr über sprudelnde Gewinne freuen. Die in ganz Österreich bekannte und beliebte Sonnentherme Lutzmannsburg samt dem dazu gehörenden Hotel Sonnenpark kriegt nicht nur ständig Bestnoten von Testern, sondern zählt auch zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Freizeit-Oasen in Österreich. Ist also eines der werthaltigsten Assets des Landes.

Hinter den Kulissen ist allerdings Schluss mit lustig. Bei der Aufsichtsratssitzung der Eigentümergesellschaft, der Wirtschaft Burgenland GmbH, kurz WiBuG, am kommenden Mittwoch dürfte Gewitterstimmung herrschen. Die Therme und das 87 Zimmer große Hotel sollen zum Okkasionspreis an die spanische Aspro-Gruppe verscherbelt werden. Scheint ganz so, als ob die rot-blaue Regierung im Burgenland mit dem Vermögen der Steuerzahler ähnlich sorglos umgeht wie Haider & Co. einst in Kärnten.

Schon vor einigen Jahren wurde beschlossen, die Therme zu privatisieren. Ist auch ganz in Ordnung, vorausgesetzt, der Preis und die Konditionen stimmen für das Land.

Die Spanier, die in Österreich bereits das "Asia Spa" in Leoben und das "Narzissenbad" in Bad Aussee führen – laut Brancheninsidern nicht sonderlich erfolgreich – könnten im Mittelburgenland ein Schnäppchen machen. Zur Diskussion steht ein Kaufpreis von lediglich 4,8 Millionen Euro plus die Übernahme von Kreditverbindlichkeiten in der Höhe von 25 Millionen.

Übernahme- und Berechnungsstichtag ist der 30. September. Die Preiskalkulation basiert auf dem Jahresabschluss 2014. Die Therme erwirtschaftete mit 410.000 Besuchern und einer hervorragenden Hotelauslastung von 87 Prozent einen GOP (Betriebsergebnis) von 4,1 Millionen Euro.

Der Aspro-Konzern führt mit Stichtag 30. September noch eine finale Bewertung durch. Da der heiße Sommer wenig Lust aufs Pritscheln im warmen Wasser machte und eines der Partnerhotels pleite ging, wurde die GOP-Prognose für 2015 auf 3,55 Millionen nach unten korrigiert. Heißt, die Spanier werden den endgültigen Preis drücken. Die WiBuG müsste daher mindestens sieben bis acht Millionen Euro wertberichtigen. Gezahlt werden soll in drei Raten.

Erst nachdem der Kaufpreis am Tisch lag, wurden bei zwei Wirtschaftsprüfern die Bewertungsgutachten in Auftrag gegeben. "Um den Preis zu rechtfertigen", wird argumentiert. Schon seltsam, üblicherweise wird zuerst bewertet und dann verkauft.

In den vergangenen Jahren wurde bereits – erfolglos – versucht, einen Käufer zu finden. 2012 wurde die Therme mit 40 Millionen Euro bewertet. Nachher wurden nochmals 25 Millionen Euro in Erweiterungsinvestitionen gesteckt. Warum die Therme dann heute trotz des hervorragenden Geschäftsgangs plötzlich soviel weniger wert sein soll, konnte dem KURIER keiner der Beteiligten erklären.

Geht der Deal durch, haben die Spanier auf Kosten der Steuerzahler ein feines Geschäft gemacht. Lutzmannsburg liefert seit Jahren positive Ergebnisse und kann die Verbindlichkeiten aus eigener Kraft bedienen. Seit 2011 summiert sich das Betriebsergebnis auf mehr als 13 Millionen Euro. Insgesamt wurden 100 Millionen investiert.

"Die Spanier verdienen den Kaufpreis locker in vermutlich fünf Jahren", schätzt ein Branchen-Profi. Lutzmannsburg wäre eine Perle unter den 60 Standorten der Aspro-Gruppe. Der durchschnittliche Gewinn pro Aspro-Resort lag im Vorjahr bei lediglich 600.000 Euro.

Einer macht mit Sicherheit ebenfalls ein gutes Geschäft, sollte der Aufsichtsrat zustimmen. Der Wiener Investmentbanker Gerald Hörhan, der sich mit hochfrisiertem, gegeltem Haar öffentlichkeitswirksam als "Investmentpunk" verkauft. Er vermittelte die Spanier und hat eine Provision von rund 450.000 Euro in Aussicht. Diese Kleinigkeit darf letztlich die WiBuG bezahlen.

Hörhan, nebenbei eifriger Bücherschreiber, bietet über die "Punk Academy" Finanz-Kurse für Unbedarfte und provoziert sein Publikum schon mal als "Arschkriecher", die den Politikern "scheißegal" seien.

Der Buchtitel "Warum ihr schuftet und wir reich werden" passt für diesen Deal perfekt. Der Thermen-Verkauf wäre nicht das erste Geschäft im Burgenland, das den Möchtegern-Punker ein bisschen reicher macht. Für die mehrheitlich dem Land gehörende Energie Burgenland verklopfte er eine Beteiligung in Kroatien (BNet Hrovatka) und die Kabelfernsehgesellschaft BKF. Michael Gerbavsits, als Chef der Energie Burgenland kürzlich um fünf Jahre verlängert, soll mit dem Investment-Punk freundschaftlich verbunden sein, wird im Land breit kolportiert. Der ehemalige Wahlkampf-Manager der burgenländischen SPÖ und Ex-Kabinettschef der einstigen Gesundheitsministerin Christa Krammer (wer erinnert sich noch an sie?) ist seit heuer auch Aufsichtsratsvorsitzender der WiBuG.

"Stimmt nicht", will Gerbavsits, der als Personalreserve für die Nachfolge von Landeschef Hans Niessl gehandelt wird und gerne auch so auftritt, den Punk-Banker gar nicht näher kennen. Bei der Therme sei Hörhan schon vor seiner Bestellung als Aufsichtsrat aktiv geworden und die BKF sei vor seiner Zeit bei der Energie Burgenland verkauft worden. Gerbavsits will zum Thema Therme partout nichts sagen, legt aber besonderen Wert darauf, dass er sich mit Höhrhan sieze. Was doch beweise, dass man nicht miteinander befreundet sei.

In der WiBuG hat Rot-Blau übrigens personell schon aufgeräumt. Die ÖVP-nahen Aufsichtsräte sind seit wenigen Tagen draußen. Hans-Peter Weiss, Chef der BIG (Bundesimmobiliengesellschaft), Leopold Buchmayer, Ex-Boss von Raiffeisen Burgenland und der Wirtschaftskämmerer Jürgen Rathmanner. Dass alle g’standene Wirtschaftsleute sind, spielt keine Rolle. Wenn die Farbe der Partei nicht passt …

Ersetzt werden sie von Polit-Funktionären. Neu drin ist Andreas Reiner aus dem Kabinett von Niessl. Auch Daniel Jägerbauer, Büroleiter bei FPÖ-Landesrat Alexander Petschnig, bringt garantiert enorme Wirtschaftsexpertise mit.

In der Landesholding, zu der die WiBuG gehört und die laut rot-blauem Regierungsprogramm zur "strategischen Leitgesellschaft" aufgewertet werden soll, wird personell ebenfalls umbesetzt. Zwar läuft noch die Ausschreibung, aber Insider wollen wissen, dass Hans-Peter Rucker, Noch-Chef der Erste Bank im Burgenland, als neuer Boss feststeht. Rucker sitzt derzeit im Aufsichtsrat der Holding und ist wenigstens kein Polit-Funktionär. Er soll als Absicherung ein Rückfahrticket zur Erste Bank haben. Ihm zur Seite dürfte aber Niessl-Sekretär Reiner gestellt werden. Postenbesetzungen auf burgenländisch eben.

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