Lufthansa verliert Geduld: AUA vor dem Aus?
Der Lufthansa scheint bei ihrer defizitären Österreich-Tochter AUA endgültig der Geduldsfaden zu reißen. Nicht nur in Deutschland verdichten sich die Gerüchte, dass die Lufthansa nötigenfalls nicht davor zurück schrecken würde, die AUA fallen zu lassen und sie auf Basis des wesentlich günstigeren Tyrolean-Flugbetriebs neu zu gründen.
Stellt sich die AUA bei den Einschnitten bei den Pilotengehältern weiter quer, könnte sie den Rückhalt der Mutter verlieren, berichtete am Freitag die Süddeutsche Zeitung. AUA-Sprecher Peter Thier dementiert: „Plan A ist eine Reform des AUA-KV, Plan B ein Betriebsübergang in die Tyrolean.“ Das Insolvenz-Szenario aus der Süddeutschen sei kein Plan. Dennoch: Es wäre nicht das erste Mal. Ähnlich ist die Lufthansa in der Schweiz vorgegangen. Die Swiss ist nach der Insolvenz der Swissair aus dem Ex-Ableger Crossair entstanden. In der AUA-Zentrale will man davon jedenfalls nichts wissen.
Fest steht, dass Handlungsbedarf besteht. Binnen drei Jahren ist die Zahl der Mitarbeiter um ein Fünftel gesunken, die Personalkosten sind aufgrund von Automatismen bei den Altverträgen aber unterm Strich gleich hoch wie vorher. „Wir fliegen gegen einen Berg, da muss man als Pilot ausweichen, links oder rechts“, so AUA-Chef Jaan Albrecht, selbst gelernter Pilot ist. Soll heißen: 2300 Mitarbeiter des Bordpersonals müssen umsteigen – entweder auf einen ganz neuen Kollektivvertrag oder auf jenen der Tyrolean, was Gehaltseinbußen von bis zu 25 Prozent bedeuten würde. AUA-Piloten bekommen im Durchschnitt 13.000 Euro brutto Gage, ihre Kollegen bei der Tyrolean fliegen um 6000 Euro billiger.
Der Bordbetriebsrat wehrt sich nach wie vor gegen die Einschnitte. „Zur Betriebsversammlung am Freitag kamen mehr als 600 Beschäftigte“, sagt Bord-Betriebsrat Karl Minhard. „Das Personal vertraut uns und erwartet, dass wir so weiter arbeiten wie bisher.“ Streik wird jedoch weiter ausgeschlossen.
Lapsus
Dass die AUA-Führung jetzt Ernst macht, ist spätestens seit der Kündigung des Bord-Kollektivvertrags per 31. März allen Beteiligten klar. Gleich mitgekündigt wurde allerdings ein Zusatz-Kollektivvertrag für den Zeitraum 2010 bis 2015, der einen fünfprozentigen Gehaltsverzicht der Belegschaft vorsah. „Da waren Gott sei Dank sehr dumme Leut’ am Werk“, kann sich Minhard einen Seitenhieb nicht verkneifen. Die Frage, die jetzt zu klären ist, ist wie mit den bereits erfolgten Einsparungen umzugehen ist.
Die AUA will heuer jedenfalls noch 220 Millionen Euro einsparen, 40 bis 50 Millionen Euro davon beim Personal – etwa durch Änderungen im KV. Altverträge mit 42 Urlaubstagen, Abfertigungen von bis zu 39 Monatsgehältern und Automatismen, die die Personalkosten jährlich um sieben Prozent in die Höhe treiben, seien nicht mehr zeitgemäß.
Jeder Zweite der 600 AUA-Piloten fliegt noch mit einem Altvertrag im Gepäck. Die Entscheidung über den Spar-KV für das Bordpersonal wurde erst am Mittwoch dieser Woche auf einen Sonderaufsichtsrat am 13. März vertagt. Vom 220-Millionen-Euro-Sparpaket sind dem Vernehmen nach schon 100 Millionen in der Verwaltung und 60 Millionen Euro an Mehrerlösen gefunden worden. Das fliegende Personal muss die Lücken schließen.
Ein erstes Opfer der AUA-Turbulenzen ist wie berichtet Vertriebsvorstand Andreas Bierwirth. Sein Abflug wird – wie das Sparpaket – am 13. März fixiert. Ihm folgt der 47-jährige Lufthansa-Manager Karsten Benz, derzeit Europa-Chef für den Bereich Sales&Services in der Lufthansa Passage.
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