Lufthansa konkretisiert Angebot für Niki und weitere Teile der Air Berlin
Gläubigerausschuss. Als der Gläubigerausschuss der Air Berlin am Mittwochmorgen tagte, waren die Erwartungen deutscher Medien hoch gesteckt. Spekuliert wurde, dass am Ende des Tages bereits eine Absichtserklärung für den Kauf der Airline-Tochter Niki durch die Lufthansa auf dem Tisch liegen werde.
So schnell konnte der deutsche Kranich aber doch nicht beim Österreich-Ableger der Air Berlin landen. Bei diesem Treffen sei es letztlich um Formalitäten gegangen: Von der Zustimmung, dass die Flugzeuge der Air Berlin weiter in der Luft bleiben, bis hin zur Ausarbeitung eines konkreten Zeitplans für die nächsten Schritte. Wie erwartet hat die Lufthansa zudem ihr Angebot für Niki und weitere Teile der Air Berlin konkretisiert. Eine Komplettübernahme ist kein Thema.
Obskures Schauspiel
Aus Sicht von Niki Lauda ist das Spektakel rund um die insolvente Air Berlin und das Gezerre um deren Tochter Niki "obskur". "Die Mutter ist tot. Damit müsste Niki auch insolvent sein", sagt der Airline-Gründer, der Niki 2003 gegründet und acht Jahre später zur Gänze an Air Berlin verkauft hat. Offenbar werde Niki aber am Leben erhalten, um samt ihren Slots in Berlin und Düsseldorf an die Lufthansa weitergereicht zu werden. "Gelingt das der Lufthansa, hat sie den ersten Schritt in Richtung Monopol gemacht", argwöhnt Lauda.
Ein Szenario, das wohl nicht jedem gefallen wird. Angeblich hat Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann ja insgesamt zehn Bieter an der Hand, darunter die britische Easyjet und die Thomas-Cook-Tochter Condor. Unter den Mitbietern wächst der Unmut über die bereits laufenden Verhandlungen mit der Lufthansa. Gewohnt lautstark polterte Michael O’Leary, Chef des Billigfliegers Ryanair, dass er keinen Zugang zum Datenraum bekommen habe. Er habe Interesse an der gesamten Air Berlin, bekomme aber keinen Einblick, wie viel Geld diese verbrennt und warum. Währenddessen werde mit der Lufthansa längst verhandelt: "Was wird übrig bleiben, wenn die Lufthansa ihre Diskussionen abgeschlossen hat?", ätzt O’Leary.
Auch in Italien ist die Regierung mit einer maroden Airline beschäftigt: Für die Alitalia sind mittlerweile mehrere Übernahmeangebote eingetroffen, allerdings nur für Teile der Fluglinie und nicht für den gesamten Konzern, erklärt Italiens Industrieminister Carlo Calenda. Der italienische Staat will nicht noch mehr Steuergeld in die marode Alitalia pumpen. Erst im Mai hatte die Regierung einen 600 Millionen Euro Überbrückungskredit gewährt, um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten.
Bis zum 15. September können Interessensbekundungen für die Alitalia eingereicht werden. Die drei Sonderverwalter haben dann zehn Tage Zeit, um zu beschließen, wer Zugang zum Datenraum bekommt. Die Airline hat drei Milliarden Euro Schulden angehäuft.
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