Lohnrunde mit Konjunktur-Bauchweh

Lohnrunde mit Konjunktur-Bauchweh
Kollektivverträge: Nächste Woche startet die Herbstlohnrunde. Belastet wird sie durch immer größer werdende Konjunktursorgen.

Die Metallindustrie startet ihre Verhandlungen am Donnerstag kommende Woche. Insgesamt geht es bei der traditionell richtungsweisenden Herbstlohnrunde für 615.000 Beschäftigte der Metallindustrie und des Handels sowie für 350.000 Beamte um eine Lohnerhöhung jenseits der Drei-Prozent-Marke (inklusive Einmalzahlungen). Die Arbeitnehmervertreter haben wiederholt klargemacht, dass es für sie mit der reinen Abgeltung der Inflationsrate angesichts sehr guter Unternehmensgewinne nicht getan ist.

Doch die Konjunktursorgen nehmen genau jetzt zu. Dadurch wird das Klima der Verhandlungen massiv belastet. Arbeitnehmer-Chefverhandler Rainer Wimmer sagt zwar: "Die Menschen müssen den Aufschwung im Geldbörsel spüren." Doch auch Wimmer weiß, dass genau dieser Aufschwung schon wieder abreißt.

WIFO

Lohnrunde mit Konjunktur-Bauchweh

Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat am Freitag neue Konjunkturdaten vorgelegt. Es zeigt sich, dass die Erholung heuer schon im zweiten Quartal spürbar nachgelassen hat. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal real nur noch um 0,7 Prozent (statt 1,0 Prozent, wie erwartet). Vergleicht man das erste Halbjahr 2011 mit dem ersten Halbjahr 2010, steht noch immer ein sehr ordentliches Plus von 3,8 Prozent vor dem Wachstum. Doch über dem zweiten Halbjahr 2011 steht "Abschwung" als Überschrift.

WIFO-Fachmann Marcus Scheiblecker erwartet zwar keinen regelrechten Wirtschaftseinbruch, sondern nur einen "normalen Konjunkturabschwung". Sagt aber auch: Eine "kurze, kleine Rezession" könnte durchaus passieren.

Die Folge: "In Zeiten so großer Verwerfungen gibt es keine einfache Lohnrunde", weiß Scheiblecker. Er ist skeptisch, wie viel "Zubrot" über die Teuerungsrate hinaus aufgrund der gestiegenen Konjunktur-Unsicherheiten "drinnen" ist. Die Arbeitgeberseite argumentiert, zu hohe - stets auf die Vergangenheit bezogene - Lohnabschlüsse könnten in den nächsten Monaten zu Liquiditätsengpässen führen. Außerdem wird zwar die Teuerung 2012 zurückgehen, doch auch insgesamt das Wirtschaftswachstum. Um wie viel genau, wollen WIFO und das Institut für Höhere Studien (IHS) in zwei Wochen vorlegen. Bisher ging man von einem BIP-Anstieg 2012 von 1,8 bis 2,1 Prozent aus.

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