Letzter Akt im Griechen-Drama

Letzter Akt im Griechen-Drama
Ein Staatsbankrott Griechenlands ist plötzlich kein Tabubruch mehr. Athen hat die Sparziele nicht erreicht.

Noch bis Oktober reicht das Geld in Athen, um Gehälter und Pensionen zu zahlen. Die Realität einer Staatspleite könnte Griechenland jedoch schon früher einholen. Dann nämlich, wenn die nächste Tranche an Hilfsgeldern über acht Milliarden Euro nicht mehr ausgezahlt wird. Und danach sieht es derzeit aus. Griechenland verfehlt seine Spar- und Reformziele. Nichts anderes kann die "Troika" aus EU, EZB und IWF, die am Mittwoch wieder nach Athen reist, wohl feststellen.

Beispielsweise wurden heuer erst 400 Millionen Euro an Staatsvermögen privatisiert. Es hätten nach Plan aber fünf Milliarden Euro sein sollen. Oder: Von den 30 Milliarden Euro, die Athen an nicht entrichteten Steuern eintreiben wollte, sind nur noch maximal drei Milliarden zu erwarten, weil viele Steuersünder längst selbst pleite oder hochdefizitäre Staatsbetriebe sind. Vom deutlich höheren Budgetdefizit und der stark schrumpfenden griechischen Wirtschaft einmal abgesehen. Daher ist ein Staatsbankrott kein Tabubruch mehr. Die Politik hofft eine "kontrollierte Pleite" hinzubekommen - also ohne massive Kollateralschäden für den Rest der Eurozone.

Die Anleger an den Börsen scheinen aber nicht zu glauben, dass dies gelingen kann. Die Aktienkurse, stürzten auch am Montag schwer ab. Der Wiener ATX rutschte unter 2000 Punkte (minus 3,8 Prozent), der DAX (minus 2,3 Prozent) in Frankfurt zeitweise unter 5000 Punkte. So tief lagen die Notierungen zuletzt im Jahr 2009.

Besonders geprügelt wurden die Banktitel. Denn viele deutsche und französische Institute halten griechische Staatsanleihen in Milliardenhöhe.Immerhin konnte sich der Euro zum Dollar bei 1,36 stabilisieren. Am späten Nachmittag beruhigte sich die Lage etwas. Grund war ein Bericht des Wall Street Journal , wonach das Geld der nächsten Tranche freigegeben werde. Allerdings sei dies die letzte Chance für Griechenland, zitiert das Blatt IWF-Mitarbeiter.

Für den Versuch, Griechenland weiter wirtschaftlich am Leben zu erhalten, sprechen neben den Solidaritätsargumenten mögliche massive Verluste bei griechischen, französischen und deutschen Banken, die die Euro-Wirtschaft insgesamt nach unten ziehen würden. Mit einem Bankrott Griechenlands ist vor allem auch die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Währungsunion verbunden, was nicht abschätzbare wirtschaftliche Folgen für den gesamten Kontinent hätte. Ein Ausscheiden Athens aus dem Euro samt Wiedereinführung der Drachme würde überdies - weil die Drachme stark abwerten würde - die griechische Staatsverschuldung in Euro massiv erhöhen

Gegen weitere Hilfen für Griechenland spricht letztlich "nur" das politische Argument, wonach man Griechenland keine Kredite überweisen kann, solange Athen die Versprechen nicht einhält und die Gelder daher wahrscheinlich nie wird zurückzahlen. Das kann keine Regierung ihren Bürgern auf Dauer erklären. Rechtspopulisten wettern daher gegen weitere Hilfen. Ihnen geht es um die innenpolitische Schwächung der eigenen Regierungen.

Nach der "Troika" am Mittwoch in Athen, verhandeln die Euro-Finanzminister am kommenden Donnerstag und Freitag im polnischen Breslau (Wroclaw) über die Zukunft der Griechen-Hilfe. Bisher hat Österreich im Rahmen der ersten fünf Hilfstranchen an Griechenland 1,5 Milliarden Euro beigesteuert, mit der sechsten Auszahlung würden es jetzt zusätzlich 175 Millionen Euro sein.

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