Leo Wallner verkaufte seine Casinos-Aktien

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An Konsortium um Investor Goldscheider (Epic). Unterdessen kippte das Gericht die Lizenzen der Mitbewerber.

Fast 40 Jahre lang stand Leo Wallner unangefochten an der Spitze der Casinos-Austria-Gruppe. Dieser Tage hat der 79-Jährige seine Aktien, die er in der LFW Privatstiftung geparkt hat, verkauft. An das Konsortium um den Wiener Investor Peter Goldscheider (Epic), der mit tschechischen Partnern um die Casinos Austria (Casag) rittert.

Wallner hielt ursprünglich knapp drei Prozent am heimischen Glücksspielkonzern, schichtete seinen Anteil in den vergangenen Jahren jedoch auf heute 0,41 Prozent ab. Ist für einen Käufer nicht viel, aber die Möglichkeit, den Fuß in die Türe zu bekommen.

Der Vertrag zwischen der Stiftung und dem Konsortium ist bereits unterschrieben. Damit der Verkauf fixiert werden kann, muss die Stiftung die Aktien jetzt noch allen anderen Eigentümern anbieten, die ein Vorkaufsrecht haben. Das Schreiben ging heute, Mittwoch, an die Mitgesellschafter. Diese haben drei Monate Zeit, sich zu entscheiden. Außer der Staatsholding ÖBIB (33,24 Prozent) wollen alle anderen Eigentümer ebenfalls aussteigen.

Persönliches Vertrauen

Leo Wallner verkaufte seine Casinos-Aktien
Um die Anteile der Wallner-Stiftung, deren Begünstigter der ehemalige Spitzenmanager selbst ist, hatten einige Interessenten angeklopft. Wallners SöhneClemensundPhilliperklären, warum der Senior abgesehen vom "persönlichen Vertrauen in Goldscheider" an das Epic-Konsortium verkaufte: "Für unseren Vater hatte die Unterhaltungskomponente immer Priorität vor dem reinen Glücksspielaspekt. Das ist ihm ein Anliegen. Und seine langfristige Vision ist der Aufbau eines weltweiten Glücksspielimperiums mit dem Hub in Wien". Beide Aspekte sehe der Vater beim Angebot von Goldscheider am ehesten realisierbar.

1968 war Wallner im Auftrag des damaligen ÖVP-Bundeskanzlers Josef Klaus als Sanierer in die Casag gegangen. Das Unternehmen lag wirtschaftlich darnieder und war gebeutelt von Skandalen. Wallner schaffte es, die Casinos zum Großunternehmen auszubauen und das Schmuddel-Image abzustreifen. 1986 ging Wallner auch an die Spitze der damals neu gegründeten Lotterien, die heute die Cashcow des Konzerns sind.

Vorstand in der LFW-Stiftung ist übrigens Josef Leutgeb, Ex-Manager der Casinos Austria International. Er sitzt auch im Vorstand der MTB Privatstiftung der 87-jährigen Maria Theresia Bablik, die 16,8 Prozent an den Casinos hält.

Goldscheider wollte dem KURIER gegenüber keine Stellungnahme abgeben. Das Konsortium bietet für die Casinos-Gruppe um die 500 Millionen Euro und liegt wesentlich höher als Finanzminister Hans Jörg Schelling. Der vergrämte die Casag-Aktionäre mit einem Übernahmeangebot von lediglich rund 350 Millionen Euro.

Das Bundesverwaltungsgericht (BVG) hat nun die drei Casino-Lizenzen aufgehoben, die das Finanzministerium erst vor einem Jahr für die beiden Wiener Standorte Prater und Palais Schwarzenberg sowie für Bruck/Leitha (Niederösterreich) an den Novomatic-Konzern und ein schweizerisch-österreichisches Konsortium vergeben hatte, berichtete Die Presse online. Das BVG bestätigte die Aufhebung in einer Aussendung.

Das Gericht war von den Casinos Austria angerufen worden. "Wir sind über die Entscheidung erfreut, wollen sie aber nicht weiter kommentieren", sagte Casinos-Austria-Sprecher Martin Himmelbauer in einer ersten Reaktion. Das Gericht habe eine "ordentliche Revision" gegen die Entscheidung ausgeschlossen, sei sich seiner Sache also offenbar sicher.

Investoren enttäuscht

Für die beiden ursprünglichen Lizenznehmer ist die Entscheidung ein schwerer Rückschlag. Sie müssen ihre Projekte, in die zum Teil bereits Investitionen geflossen sind, auf Eis legen.

Das schweizerische-deutsche Bewerberkonsortium aus Stadtcasino Baden AG und Gauselmann Gruppe ist "natürlich enttäuscht": "Wir werden die Gerichtsentscheidung genau prüfen und danach unsere nächsten Schritte festlegen", teilte der CEO der Stadtcasino Baden AG, Detlef Brose, in einer ersten Stellungnahme mit.

Das Gericht sei der Beschwerde eines bei der Lizenzvergabe unterlegenen Mitbewerbers gefolgt. Die Errichtung des Grand Casino Wien im Palais Schwarzenberg verzögere sich dadurch weiter, geplante Investitionen von 50 Mio. Euro würden somit noch nicht schlagend und zusätzliche Einnahmen für den Fiskus aus der Spielbankenabgabe entfielen vorerst.

Fehlende Transparenz

Das BVG stellte in seinen Entscheidungen im Wesentlichen fest, dass wesentliche Details der Bewertungskriterien im Rahmen der Konzessionserteilungsverfahren den antragstellenden Unternehmen nicht im Vorhinein zur Kenntnis gebracht worden seien, was dem Transparenzgebot widerspreche, teilte das Gericht Dienstagnachmittag mit. Eine Neubewertung der Konzessionserteilungsanträge durch das Bundesverwaltungsgericht auf Grundlage der Ausschreibung scheide aus, da bei der Erstellung der Anträge nicht vollumfänglich erkennbar gewesen sei, worauf es dem Konzessionsgeber ankomme. Die Entscheidungen des Finanzministeriums wurden daher aufgehoben.

Die Bescheide seien fehlerhaft, das Verfahren sei mangelhaft durchgeführt worden, der Beirat im Finanzressort sei nicht gehörig beigezogen worden und das Ministerium habe auch widersprüchlich argumentiert, fasst "Die Presse" die Begründung für die BVG-Entscheidung zusammen. Das Finanzministerium muss das Vergabeverfahren für die drei Spielbankenlizenzen neu aufrollen, falls sie weiterhin welche vergeben möchte.

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