Lenzing macht Gewinn und lauert auf Chancen im Zoll-Chaos

Arbeiter von Lenzing steht vor einer Fasertrocknungs-Maschine, aus der fluffige Fasern purzeln.
Faserhersteller meldet im ersten Halbjahr 15,2 Mio. Euro Nettogewinn. Mit Sparkurs und Verlagerung der Produktion will er resilient bleiben.

Zusammenfassung

  • Lenzing erzielt im ersten Halbjahr 2025 einen Nettogewinn von 15,2 Mio. Euro und steigert Umsatz sowie EBITDA trotz herausfordernder Marktbedingungen.
  • Das Unternehmen reagiert auf Zoll-Unsicherheiten mit globaler Produktionsverlagerung, wöchentlicher Management-Analyse und Kostensenkungen, inklusive möglichem Stellenabbau.
  • Der Ausblick für das Gesamtjahr bleibt optimistisch, gestützt durch das Performance-Programm und zusätzlichen Einnahmen aus CO2-Zertifikaten.

Der oberösterreichische Zellstoffkonzern Lenzing kann auf ein relativ erfolgreiches erstes Halbjahr 2025 zurückblicken. "In einem herausfordernden Marktumfeld mit geopolitischen Unsicherheiten - vor allem wegen der Zollpolitik - haben sich unser Umsatz und Gewinn weiter verbessert", sagt CEO Rohit Aggarwal bei der Präsentation der Zahlen am Donnerstag.

Der Umsatz ist gegenüber dem 1. Halbjahr 2024 um 2 Prozent auf 1,341 Milliarden Euro gestiegen, das EBITDA verzeichnete einen Anstieg um 20 Prozent auf 269 Millionen Euro. Unter dem Strich steht ein Gewinn von 15,2 Mio. Euro, nach einem Verlust von 65,4 Mio. Euro in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres.

Am Hauptsitz von Lenzing wird viel gespart, aber auch viel produziert.

Am Hauptsitz von Lenzing in Oberösterreich wird viel gespart, aber auch viel produziert.

US-Kunden füllen Lager auf

Die Zoll-Unsicherheit hat für Lenzing ambivalente Auswirkungen. Einerseits sind viele Kunden verunsichert, die Nachfrage nach Lenzing-Produkten wie Textilfasern und Vliesstoffen ist getrübt. In den USA jedoch ist die Nachfrage um 4 Prozent gestiegen. Viele Geschäftskunden kaufen Produkte auf Vorrat ein, um hohen Zöllen zuvorzukommen, die die US-Regierung unter Donald Trump auf importierte Ware verhängen will.

Aber auch die Nachfrage aus China nach Lenzing-Fasern sei laut Aggarwal "überraschend stabil". Textil-Exporte von China in die USA würden zwar unter der Zollpolitik leiden, aber der Konsum im Inland sei weiterhin stark. Hochqualitative pflanzliche Fasern als Alternative zu Kunststoffen seien im Trend. In Europa verzeichnet das Unternehmen gleichbleibende Verkäufe aufgrund gesunkener Ausgabebereitschaft bei Konsumenten.

Produktion wird weltweit verschoben

"Jeder in der Industrie bemüht sich, mit der Situation zurechtzukommen", sagt Aggarwal. "Aber Lenzing ist besser positioniert als andere, weil wir einen globalen Fußabdruck haben." Je nach Zoll-Situation in unterschiedlichen Ländern könnten Produktionskapazitäten zwischen den Standorten des Konzerns in aller Welt verschoben werden. Besonders ausgelastet sei derzeit etwa das Lenzing-Werk in Mobile, Alabama. Aber auch der Lenzing-Hauptsitz in Oberösterreich habe derzeit genügend Aufträge.

Lenzing-CEO Rohit Aggarwal fährt seit September 2024 einen eisernen Sparkurs beim Faserhersteller.

Lenzing-CEO Rohit Aggarwal fährt seit September 2024 einen eisernen Sparkurs beim Faserhersteller.

Wöchentliche Suche nach Chancen im Zoll-Chaos

Wegen der volatilen Situation bei der Zollpolitik habe Lenzing einen wöchentlichen Fixtermin des Managements etabliert, um agil zu bleiben und von der jeweiligen Lage bestenfalls zu profitieren, so Aggarwal. Gleichzeitig gelte es, gegenüber Veränderungen möglichst resilient zu sein. Das bestätige, wie wichtig das "Performance-Programm" des Unternehmens sei.

Stellenabbau nicht ausgeschlossen

Kostensenkungen auf vielen Ebenen, auch beim Personalstand, seien notwendig, um möglichst unabhängig von Donald Trumps Aktionen zu sein. Man könne nicht ausschließen, dass es auch in Zukunft zu einem Stellenabbau kommen werde, so Aggarwal: "Wir möchten sichergehen, dass das Unternehmen wettbewerbsfähig ist und die Stürme am Markt bewältigen kann."

Ausblick auf das Gesamtjahr ist optimistisch

Das oberste Ziel des Performance-Programmes sei es weiterhin, die eigenen Margen und den Cash Flow zu verbessern, sagt Lenzing-CFO Niko Reiner. Die bisherigen Maßnahmen hätten Früchte getragen, wie man an den Geschäftszahlen sehe. Die Finanzierung des Unternehmens sei bis 2027 gesichert. Für zusätzliche Einnahmen im ersten Halbjahr 2025 haben u. a. die Verkäufe von CO2-Zertifikaten gesorgt. Sie wurden Lenzing zugewiesen, aber nicht verbraucht, weshalb sie nun gewinnbringend veräußert werden konnten.

Der Ausblick auf das Gesamtjahr 2025 ist optimistisch. "Wir gehen davon aus, dass wir ein EBITDA erzielen werden, das besser als jenes von 2024 ist", so Reiner. Es betrug 395,4 Mio. Euro.

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