"Jedes zweite Jahr ein neues Spezialfaser-Werk"

Stefan Doboczky, Chef von Lenzing AG
100 Millionen Euro steckt Lenzing in den Werksausbau in Österreich und Tschechien.

Beim oberösterreichischen Faserhersteller Lenzing ist nach Verlustjahren und Chefwechsel die Zuversicht zurückgekehrt. Nach den im Juli angekündigten 100 Millionen Euro an Investitionen werden nun nochmals 100 Millionen in den Werksausbau gesteckt, 60 Millionen Euro davon in Österreich und 40 Millionen in Tschechien.

"Wir wollen damit die Kapazität in den nächsten zweieinhalb Jahren um 35.000 Tonnen auf 600.000 Tonnen erhöhen", kündigte Konzernvorstand Stefan Doboczky an. Damit hat er aber noch lange nicht genug. Bis Jahresende will er eine Entscheidung über ein neues Werk für die Herstellung der Lenzing-Spezialfaser Tencell gefällt haben. Infrage kommen dafür jene drei Länder, wo jetzt schon Tencell-Werke stehen: Österreich, Großbritannien und die USA. Mindestens 200 Millionen Euro soll die neue Fertigungsstätte kosten. Mittelfristig will Doboczky jedes zweite Jahr ein neues Tencell-Werk errichten. Expansions-Schwerpunkt wird dabei Asien sein.

Genug Geld

Lenzing kann sich das leisten. Mit einer Eigenkapitalquote von jenseits der 50 Prozent, einer geringen Verschuldung und einem Cash-Flow von 200 Millionen Euro allein im ersten Halbjahr 2016 ist der Konzern durchaus finanzkräftig.

Wie hat Doboczky das geschafft? "Durch einen totalen Strategiewechsel: weg vom Mengen-, hin zum Qualitätswachstum", sagt er. Geholfen hat ihm dabei aber vor allem der globale Fasermarkt. Denn der Absturz des Konzerns in die roten Zahlen hatte mit dem Verfall der Faserpreise zu tun. China war plötzlich als großer Käufer von Baumwolle ausgefallen.

Inzwischen haben sich die Faserpreise nicht nur stabilisiert, sie sind sogar wieder kräftig gestiegen. Insbesondere die Preise für Viskosefasern, die Kernprodukte von Lenzing, sind in neue Höhen geklettert. Doboczky ist überzeugt, dass Fasern aus Holz den Vorrang vor Baumwolle haben werden. "Baumwolle braucht 20 mal mehr Wasser pro Kilo als Tencell", preist er die Vorteile.

Lenzing nutzt übrigens alle Bestandteile des Holzes: 40 Prozent gehen in die Fasererzeugung, 60 Prozent in biobasierte Chemikalien wie Holzzucker oder Essigsäure.

Kommentare