Lenzing investiert 275 Millionen Euro in neues Faserwerk in den USA

Lenzing investiert 275 Millionen Euro in neues Faserwerk in den USA
Gute Infrastruktur und "attraktive" Energiekosten entscheidend für die Standortwahl. Inbetriebnahme Anfang 2019 geplant.

Jetzt ist es fix. Die Lenzing-Gruppe investiert 293 Millionen Dollar (umgerechnet 275 Millionen Euro) in ein neues Werk für Lyocellfasern (Tencel) am Standort Mobile in Alabama/USA und nicht im österreichischen Heiligenkreuz. Das hat der Lenzing-Aufsichtsrat am Montagabend beschlossen. Die neue Anlage soll mit einer Kapazität von 90.000 Tonnen das größte Tencel-Faserwerk der Welt werden und im ersten Quartal 2019 in Betrieb gehen. Lenzing ist weltweit führend bei der Herstellung dieser holzbasierten Spezialfaser.

"Für die Standortentscheidung waren die gute Infrastruktur durch das bereits bestehende Werk sowie attraktive Energiekosten entscheidend", begründete Lenzing-Vorstandschef Stefan Doboczky die US-Wahl. Auch seien bereits alle Genehmigungen für die Erweiterung des Standortes vorhanden, so dass man rasch mit dem Bauen beginnen könne. 163 zusätzliche Jobs werden dadurch in Alabama geschaffen, rund 200 sind es derzeit. Wichtig für Lenzing sei auch eine gewisse Balance bei den Währungen, so Dobocky. Die Finanzierung der Großinvestition erfolgt aus dem Cashflow.

Höhere Kapazitäten

Derzeit produziert Lenzing 222.000 Tonnen Tencel-Fasern pro Jahr an den Standorten Heiligenkreuz, Lenzing, Grimsby (GB) und Mobile. Durch das neue Werk in Mobile und den Ausbau anderer Werke soll die Gesamtkapazität bis 2019 um über 50 Prozent steigen. Ziel des Konzerns ist es, den Anteil der Spezialfasern an den Umsatzerlösen bis zum Jahr 2020 auf 50 Prozent zu steigern. Hergestellt aus den Tencel-Fasern werden unter anderen für hochwertige Heimtexitilen wie Bettwäsche, Hygieneprodukte (Wischtücher) oder Baby-Windeln. Die Nachfrage ist hoch, zuletzt gab es in diesem Bereich ein zweistelliges Umsatzplus.

Made in USA

Die jüngste US-Präsidentenwahl habe die Standortentscheidung "weder in die eine noch in die andere Richtung" beeinflusst, sagte Doboczky. Die von Donald Trump postulierte Re-Industriealisierung in den USA kommt dem Unternehmen aber durchaus zugute. "Einige US-Retailer setzen wieder stark auf die Marke 'Made in the USA' und Alabama hat eine große Tradition in der Textilindustrie", so der Lenzing-Chef. Vom Trend zur Wiederbelebung der US-Textilindustrie könne aber noch keine Rede sein. Vom Standort Alabama wird Lenzing nicht nur die USA, sondern den Weltmarkt bedienen. Der Rohstoff Cellulose wird teilweise aus Europa und teilweise aus Südamerika angeliefert.

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