Lenzing-Betriebsrat: "Das kann das Ende bedeuten"

Lenzing-Betriebsrat: "Das kann das Ende bedeuten"
In einem offenen Brief an den Vorstand macht der Betriebsrat seinem Ärger Luft.

Wir sind überzeugt, dass dieser menschenverachtende Wahnsinn das Ende von Lenzing bedeuten kann“, warnte der Betriebsrat des Faserherstellers Lenzing AG am Montag in einem offenen Brief an den Vorstand. In Lenzing sollen, wie berichtet, 390 Stamm- und rund 300 Leasingarbeiter gekündigt werden – trotz eines voraussichtlichen Jahresgewinns von bis zu 85 Millionen Euro.

„Wir haben so viele Leiharbeiter und schieben Überstunden, damit wir die Produktion bewältigen können. Das wird sich nicht mehr ausgehen. Es könnte zum Stillstand kommen“, mahnt Betriebsratsvorsitzender Rudolf Baldinger. Noch im Oktober hätte das Management vor 1000 Mitarbeitern verkündet, dass 97 Prozent aller Arbeitsplätze nach einem Sparprogramm sicher seien, „jetzt sind es 15 Prozent, die entlassen werden.“ Hinter dem Personalabbau ortet der Betriebsrat die „chaotische“ Arbeit einer Beraterfirma. Lenzing nahm dazu vorerst nicht Stellung.

Es herrscht Funkstille

Zwischen den Belegschaftsvertretern und dem Vorstand herrscht derzeit Funkstille. „Wir haben keine einzige Unterlage und kein Gespräch darüber, wo und wie abgebaut werden soll“, kritisiert Baldinger, der sich kampfbereit zeigt.

Lenzing-Betriebsrat: "Das kann das Ende bedeuten"

In der jetzigen Phase einen Streik auszurufen sei zwar Fehl am Platz, aber „sollten alle Stricke reißen, werden wir einen in Erwägung ziehen“, betont der Belegschaftsvertreter. Rückendeckung bekommt der Betriebsrat von SP und den Grünen. „Die Konzernleitung hat die Belegschaft vor vollendete Tatsachen gestellt und setzt diese Strategie der Null-Kommunikations fort“, tadelt beispielsweise die Grüne Landessprecherin Maria Buchmayr das Verhalten.

Wirtschaftslandesrat Michael Strugl und das AMS warten indes ab. Vorerst liege es beim Unternehmen, einen entsprechenden Sozialplan auszuverhandeln. Man müsse schauen, was man aus den bereits bestehenden Stiftungen mache. „Wenn der Betrieb unsere Hilfe braucht, dann stehen wir Gewehr bei Fuß“, versichert Strugl, der Oberösterreich als Produktionsstandort unabhängig von Lenzing in Zukunft noch stärker absichern will.

1,35 Mrd. für Standort

Im Rahmen eines Innovationsprogramms will Strugl gemeinsam mit Forschungslandesrätin Doris Hummer bis 2020 insgesamt 450 Millionen Euro in OÖ investieren. Zusätzlich sollen noch 900 Millionen Euro vom Bund, der EU und durch Projektpartner in das Standortprogramm fließen, das die Landesregierung bereits abgesegnet hat. Der oberösterreichische Landtag muss aber noch zustimmen. Hummer als auch Strugl zeigen sich aber zuversichtlich.

Kommentare