Lehrstellenförderung steht auf dem Prüfstand

Lehrstellenförderung steht auf dem Prüfstand
Bisherige Regelung in der Kritik. Regierung lässt Wirksamkeit evaluieren.

Wie sinnvoll ist die Förderung von Lehrplätzen? Immerhin 169 Millionen Euro flossen im Vorjahr in die betriebliche Lehrstellenförderung. Das Geld stammt aus dem Insolvenzentgeltfonds, der aus Unternehmens-Beiträgen gespeist wird (0,45 Prozent der Lohnsumme).

Trotz des 2014 sogar noch einmal erhöhten Förderbudgets sank sowohl die Zahl der Ausbildungsbetriebe als auch die Zahl der Lehranfänger deutlich. Egon Blum, ehemaliger Lehrlingsbeauftragter der Regierung, hält die Förderpolitik für gescheitert und spricht von einem "Notstand" in der Lehre – der KURIER berichtete.

Unter der Lupe

Die Regierung hat inzwischen zwei Institute damit beauftragt, die betriebliche Lehrstellenförderung auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. Die Evaluierung wird vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) und dem Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) durchgeführt und soll bis Jahresende abgeschlossen werden. "Teil der Evaluierung sind auch direkte Befragungen von Lehrbetrieben und Lehr-Absolventen, die dann qualitativ ausgewertet werden", heißt es im Wirtschaftsministerium.

Anhand der Ergebnisse sollen die Sozialpartner dann Vorschläge für neue Fördermaßnahmen ausarbeiten. Das Budget für die überbetrieblichen Einrichtungen im Rahmen der Ausbildungsgarantie kommt vom AMS und beträgt heuer 118 Millionen Euro.

Die Arbeiterkammer hält das jetzige "Gießkannen-Prinzip", bei dem jeder Lehrbetrieb eine kleine Basisförderung (z.B. drei Lehrlingsentschädigungen im 1. Lehrjahr) erhält, für wenig effektiv. "Wir müssen die Förderung wieder stärker mit Qualität verknüpfen", fordert AK-Lehrlings-Experte Günther Zauner die Wiedereinführung eines "Qualitätsbonus" zur Mitte der Lehrzeit. Die Förderung wurde 2009 aus Kostengründen eingestellt. Um das System Lehre effizienter zu machen, plädiert Zauner für die Schaffung von Ausbildungsverbünden bestehend aus Betrieben, Lehrwerkstätten und Berufsschulen.

Im Wirtschaftsministerium verweist man darauf, dass ein Qualitätsmanagement in der Lehre ohnehin gesetzlich verankert wird. Dies ist Teil der Novelle des Berufsausbildungsgesetzes, das gerde in Begutachtung ist. Darin sind auch Verbesserungen bei der "Lehre mit Matura" vorgesehen.

Lehre nach Matura

In Niederösterreich versucht die Wirtschaftskammer mit der Initiative "Lehre nach der Matura" vermehrt AHS-Maturanten die Lehre als Alternative zum Studium schmackhaft zu machen. Dabei besuchen engagierte Unternehmer Gymnasien und geben Einblicke in ihr Arbeitsleben. Mit dem "NÖ-Begabungskompass" können Jugendliche der 7. Schulstufe, also 3. Klassen AHS und Mittelschule, ermitteln, wo ihre persönlichen Stärken liegen und welche Ausbildung für sie besonders geeignet ist.

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