Lehrlingsschwund: Frische Rezepte für die Lehre
Der alarmierende Rückgang bei den betrieblichen Lehrstellen – der KURIER berichtete, dass 2018 nur noch 13 Prozent aller Betriebe ausbilden werden – ruft auch die Politik auf den Plan. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner sieht Reformbedarf: "Wir müssen das Erfolgsmodell Lehre gemeinsam weiterentwickeln, um es zukunftsfit zu halten. Da sind alle gefordert, also Sozialpartner, Schulen, Lehrbetriebe und Regierung." Mitterlehner verweist auf die betriebliche Lehrstellenförderung, die heuer sogar leicht auf 169 Mio. Euro aufgestockt wurde. Zur Unterstützung der Betriebe werde zudem das kostenlose Lehrlingscoaching bis 2015 österreichweit ausgerollt.
Im Sozialministerium verweist man auf die bis 2017 geplante Ausbildungspflicht für 15- bis 18-Jährige, die flankierende Maßnahmen vorsieht. "Betriebe müssen aber auch ihre Verantwortung wahrnehmen."
Kombi-Lehre
Eine Radikalreform der Lehrausbildung fordert hingegen der ehemalige Lehrlingsbeauftragte der Regierung, Egon Blum. Der Experte schlug angesichts des Lehrlingsschwunds bereits im Vorjahr Alarm und erstellte ein Zukunftskonzept. Er will die AMS-geförderte überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) zu staatlichen Kompetenzzentren für die Lehre ausbauen und enger mit den Betrieben verzahnen.
Lehrlinge sollen die ersten sechs Monate der Lehrzeit im Ausbildungs-Kompetenzzentrum verbringen, um sich fehlende Qualifikationen (Grundkenntnisse, Sozialkompetenz etc. ) anzueignen. Danach wechseln sie verpflichtend in einen Ausbildungsbetrieb, der einen vorgebildeten Lehrling erhält und sich ein halbes Jahr an Ausbildungskosten erspart. Eine solche "Kombi-Lehre" aus überbetrieblicher und betrieblicher Ausbildung ist zwar jetzt auch schon möglich, doch wird sie kaum genutzt.
Auch WIFO-Arbeitsmarktexperte Helmut Mahringer schlägt vor, die ÜBA inhaltlich aufzuwerten und vom Ruf des "Auffangnetzes für schlecht Qualifizierte" zu befreien. "Die Berufsbilder sind komplexer geworden, Betriebe können oft gar nicht mehr alle Kompetenzen abbilden, das kann man überbetrieblich leichter organisieren", meint Mahringer.
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