Lehrlinge gefragter als Akademiker

Lehrlinge gefragter als Akademiker
Österreichs Betriebe suchen laut Umfrage 148.000 zusätzliche Mitarbeiter. Nur fünf Prozent davon mit Uni-Abschluss.

Werdet Installateur!", empfahl Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer der Jugend kürzlich im KURIER-Interview. Mit Blick auf den aktuellen Fachkräftebedarf der heimischen Wirtschaft eine gute Wahl. Laut einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftskammer (WKÖ) benötigen die heimischen Betriebe in den nächsten sechs Monaten 148.000 zusätzliche Mitarbeiter.

Das sind zwar konjunkturbedingt um 4000 weniger als im Vorjahr, aber auch die Qualifikationen haben sich verschoben. So ist der Bedarf an Lehrlingen um 20 Prozent auf 29.000 gestiegen, der Bedarf an Personen mit Lehrabschluss und einer weiteren Zusatzausbildung hat sich auf 35.000 fast verdoppelt. Die Nachfrage nach Uni- und Fachhochschul-Absolventen blieb hingegen unverändert bei 8000 Personen, jene nach Maturanten ging leicht zurück.

Zum überwiegenden Teil mangelt es in den Betrieben an mittleren Qualifikationen, insbesondere in technisch-handwerklichen Berufen und in der Gastronomie. Weil jeder dritte Betrieb schon jetzt gar nicht alle offenen Stellen besetzen kann, spricht sich WKÖ-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser unter anderem für gezielte Anwerbeaktionen im Ausland aus. Über die WKÖ-Außenwirtschaftscenter sollen verstärkt Fachkräfte in ausgewählten Zielländern wie Spanien, Portugal, Bosnien und Serbien rekrutiert werden.

Spanien

Im Krisenland Spanien finden Ende November die nächsten Job-Messen statt. Bisher konnten heimische Betriebe rund 150 Spanier, vor allem Techniker, nach Österreich locken. Aus den osteuropäischen EU-Nachbarländern kommen vor allem Maurer und Köche. Im Inland will Hochhauser vor allem die duale Ausbildung forcieren: "Der Trend weg von der Lehre hin zur AHS muss gestoppt werden." Die Gewerkschaftsjugend

(ÖGJ) weist darauf hin, dass auch die Zahl der angebotenen Lehrstellen seit 1980 um ein Drittel geschrumpft ist. Zur verstärkten Lehrlingssuche meint ÖGJ-Vorsitzender Jürgen Michlmayr: "In den überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen sitzen mehr als 10.000 Jugendliche, die sofort eine Lehrstelle in einem Betrieb antreten könnten."

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