Lehre: Abschlussprüfung überfordert viele
In Österreich absolvieren rund 40 Prozent aller Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren eine Lehre. Doch von den rund 58.000 Lehrlingen, die jährlich zur Abschlussprüfung antreten, fallen mehr als 10.000 durch. Dazu kommen jene Lehrlinge, die gar nicht erst zur Prüfung antreten – und die Lehrabbrüche. Erfahrungswerte der Arbeiterkammer Wien zeigen, dass ein Fünftel aller Lehrverträge vor Lehrzeitende wieder aufgelöst wird.
Einmal am Schluss angekommen, stellt die Abschlussprüfung eine große Hürde dar. 78 Prozent der Lehrlinge schätzen sie als "eher schwer" oder "sehr schwer" ein, geht aus einer Studie des Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) hervor, für die 4863 Fragebögen ausgewertet wurden.
Knapp die Hälfte der Lehrlinge hat kurz vor Prüfungsantritt das Gefühl, sich noch besser vorbereiten zu müssen, um die Anforderungen zu erfüllen. Manche gaben auch an, die Anforderungen der Prüfung nicht genau zu kennen.
Fachkräftemangel
Die Studienautoren Peter Schögl und Martin Mayerl machten eine Hochrisikogruppe für ein Nicht-Antreten aus, die insgesamt etwa ein Viertel aller Lehrlinge umfasst. Besonders gefährdet sind demnach Jugendliche mit niedriger Ausbildungsqualität, niedrigem Berufsschulerfolg, geringem Vorbereitungsgrad sowie ausgeprägter Prüfungsangst. In dieser Hochrisikogruppe finden sich überdurchschnittlich viele weibliche Lehrlinge - trotz generell höherer Antrittswahrscheinlichkeit - und Lehrlinge mit Migrationshintergrund. Der Prüfungsantritt bei Lehrlingen in dieser Gruppe sei überdurchschnittlich stark gefährdet, so die Autoren.
Die Arbeiterkammer hat sich angesichts des drohenden Fachkräftemangels dem Thema Ausbildungsqualität der Lehre verschrieben. Die Vizepräsidentin der AK-Wien, Renate Anderl, fordert mehr Lernunterstützung in den Betrieben und eine gesetzliche Verankerung eines Qualitätsmanagements. Der österreichischen Wirtschaft fehlen Schätzungen zufolge an die 30.000 Fachkräfte.
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