Lehrling an der Konzernspitze

Sandra Glaser, Einzelhandelskauffrau-Lehrling bei A1 fragte ihren Chef Marcus Grausam
Sandra Glaser, 17, hat einen Tag mit dem Vorstand gearbeitet. Fazit: Meetings dominieren

Als Sandra Glaser, Einzelhandelskauffrau-Lehrling bei A1, beim Lehrlingstag im Frühjahr ihren Chef Marcus Grausam auf der Bühne im Rathaus interviewte, fragte sie ihn unverblümt: „Was macht so ein Vorstand eigentlich den ganzen Tag?“. Daraufhin lud sie der CTO ein, sich selbst ein Bild über das Arbeitsleben an der Konzernspitze zu machen. Am Dienstag schnupperte Glaser acht Arbeitsstunden lang Chefluft.

KURIER: Sie haben Ihrem CTO am Dienstag beim Arbeiten über die Schulter schauen können. Wissen Sie jetzt, was ein Vorstand macht?

Sandra Glaser: Es ist ein harter, aber cooler Job. Man hat kaum eine Verschnaufpause, trägt viel Verantwortung.

Zwei Welten – die des Chefs und die des Lehrlings – prallten für ein paar Stunden aufeinander. Haben Sie einander überhaupt verstanden?

Er hat mich herzlich begrüßt. Ich habe ihn natürlich gesiezt. Er hat mir aber gleich das Du-Wort angeboten. Ich dachte zuerst, in der Vorstandsetage wäre alles sehr formell, aber der Umgang war schnell persönlich. Ich habe auch Gemeinsamkeiten zwischen mir und ihm erkannt: Wir sind beide sehr offen und neugierig.

Was stand am Programm?

Zuerst haben wir uns über meine Erwartungen unterhalten. Ich durfte auch kurz beim Hannes Ametsreiter vorbeischauen. Danach gab es jede Menge Meetings. Cool war, dass man nie das Gefühl hatte, kein Teil vom Team zu sein.

Haben Sie sich auch einbringen können?

Ich wurde sowohl vom Vorstandvorsitzenden sowie vom CTO gefragt, welche Ideen ich habe, was ich zu der und der Sache denke. Vor allem meine Gedanken zur Lehrlingsausbildung haben sie interessiert. Ich habe vorgeschlagen, dass die Lehrlinge im Shop Job-Rotations machen, mehr vom Unternehmen kennenlernen und in andere Abteilungen hineinschnuppern sollten.

Welche Entscheidung des Chefs hätten Sie am Dienstag anders getroffen?

Da hatte ich nichts zu beanstanden.

Was war das Highlight des Tages?

Das persönliche Gespräch zum Abschluss.

Welche Eigenschaften braucht man, Ihrer Meinung nach, für einen Vorstandsjob?

Aufnahmefähigkeit – es kommen unglaublich viele Themen in den Meetings zusammen, die man hinterher natürlich noch ausarbeiten muss. Man muss auch belastbar und ein Teamplayer sein. Und die Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen können, kritisch sein.

Wäre das ein möglicher Karriereweg für Sie?

Ich mache erstmal die Lehre und die Matura fertig, weiter möchte ich aber auch gar nicht denken. Wenn man sich in der Ausbildung aber gut einbringt, hat man auch gute Chancen.

Was werden Sie nach diesem Tag in Ihrer eigenen Arbeit anders machen?

Ich werde an meiner Belastbarkeit arbeiten, schauen, dass ich im Stress immer noch freundlich zu den Kunden bin. Und ich werde manche Sachen kritischer durchdenken.

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