Leergefischte Meere und Protest gegen schwimmende Fabriken

Umweltorganisationen rufen auf, beim Kauf auf die Fangmethode zu achten. Geangelt wird allerdings oft mit kilometerlangen Leinen.

Kaum ein Fisch ist so überfischt wie der Thunfisch. Im Jahr 1950 wurden weltweit an die 400.000 Tonnen Thunfisch gefangen, im Jahr 2012 waren es schon fast fünf Millionen Tonnen, geht aus den Zahlen der FAO (Food and Agriculture Organziation of the United Nations) hervor. Die Folge: Manche Thunfischarten sind schon fast ausgerottet, allen voran der Blauflossen-Thunfisch.

"Wir empfehlen, weniger Thunfisch zu konsumieren und wenn, bewusst einzukaufen", sagt Martin Wildenberg von der Umweltschutzorganisation Global 2000. Wer nicht ganz auf Thunfisch verzichten will, sollte also darauf achten, dass der Fisch zumindest mit Rute und Haken in bestimmten Gebieten gefangen wurde. "Andere Fangmethoden als diese verursachen massenweise den unnötigen, qualvollen Tod anderer Meerestiere – wie Delfinen, Schildkröten, Meeresvögel oder Haien", betonen Umweltschützer.

Geht es um industriell verarbeiteten Fisch, darf man sich freilich auch nicht naiv vorstellen, dass Fischer mit kleinen Booten auf See fahren, dort die Angelrute auswerfen und verharren, bis ein Fisch anbeißt. In der industriellen Fischerei spannen die Fischereiflotten mitunter kilometerweite Leinen auf der See, an denen die Haken aufgehängt werden.

Auch die sozialen und ökologischen Zustände in den Fischfabriken werden immer wieder angeprangert. "Auf den schwimmenden Fischfabriken gibt es nach wie vor Zwangsarbeit und Menschenhandel. Die EU hat zwar erste Schritte unternommen, um illegales und unreguliertes Fischen in Thailand zu verbieten, der jetzige Bericht zeigt aber auf, dass die Überprüfung der Zulieferkette gerade erst in der Anfangsphase ist und nicht flächendeckend durchgeführt wird", erklärt Stefan Grasgruber-Kerl von Südwind. Der Fisch aus solchen Fabriken soll laut Umweltschutzorganisationen auch in Dosen der Marke "Vier Diamanten" für heimische Supermarktketten verpackt werden, so ein Bericht des europaweiten Supply Cha!nge-Projekts von Südwind und Global 2000.

Thunfische stehen außerdem am Ende der Nahrungskette – dadurch reichern sich in ihnen im erhöhten Ausmaß Kadmium und Blei an – das deutsche Umweltministerium empfahl Risikogruppen wie Schwangeren oder Stillenden daher erst im März diesen Jahres, den Thunfisch-Genuss zu vermeiden.

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