Lebensmittelmesse: Gesunde Fertigprodukte im Trend
Bio, vegan, koscher, glutenfrei, Gentechnik-frei und halal: So viele Schlagwörter passen in eine einzige Energy-Drink-Dose, verkauft vom Wiener Getränkevermarkter Pure Bio Products. Glaubt man Trendforschern, sind es Zauberwörter wie diese, die künftig die Brieftaschen der Konsumenten öffnen werden.
Am Heimmarkt Österreich – zugegeben nicht unbedingt als Trendsetter bekannt – war die Nachfrage nach dem Getränk bisher verhalten. Die in Oberösterreich abgefüllten Dosen gingen vorwiegend nach New York, wo ein jüdischer Großhändler das Geschäft vorangetrieben hat, erzählt Robert Koelli, Manager von Pure Bio Products.
Rennen um Kunden
In Köln, auf der Lebensmittelmesse Anuga, will Koelli Fachleuten und Supermarkt-Einkäufern aus aller Welt erklären, warum sie ausgerechnet seinen Energy-Drink kaufen sollen. Viel Zeit, um zuzuhören, haben die wenigsten. Rund 7000 Aussteller wollen ihre Ware in den Markt pressen. Durch die Gänge schieben sich Kolonnen von schwarzen Anzugmännern, die über die Trolleys ihrer Vordermänner stolpern. Speziell wenn irgendetwas los ist. Eine Blondine mit kurzem Rock und hohen Schuhen beispielsweise, die die Blicke nicht nur auf sich, sondern auch auf die Fertigpizza in ihrer Hand lenken soll.
Die großen Innovationen fehlen auch dieses Jahr. Innovations-Preise gibt es trotzdem. Etwa für eine Spinat-Kokosmilch, die sich selbst "ugly, but lovable" (schiach, aber liebenswert) nennt. Sie punktet, weil sie ohne Zuckerzusatz, künstliche Zusatzstoffe, Konservierungsstoffe und Konzentrate auskommt und noch dazu laktosefrei und vegan ist. Damit liegt sie voll im Trend.
Ähnlich wie Hink. Die Wiener Firma hat auch einen Preis abgeräumt – für einen Kümmelbraten, den man sich aufs Brot schmieren kann. Also einen Aufstrich. "Wir fanden die Idee witzig", sagt Firmenchef Peter Spak. Dass vor ihm niemand auf die Idee gekommen ist, den Braten zu faschieren, wundert ihn selbst. Allerdings kann von München nordwärts kaum jemand etwas mit dem Wort Kümmelbraten anfangen. Mit dem Wort Convenience dagegen schon. Essfertige Produkte liegen im Trend. Damit wohl auch der neue Aufstrich.
Fertigprodukte drängen von allen Kontinenten in den Weltmarkt. In Halle 11 rührt ein Koch mit überdimensionaler Kochhaube seelenruhig Fertiggewürzmischungen in seinen Kochtopf. Der Geruch von Curry legt sich über die Messestände und lockt immer mehr Besucher an. Bald kommt der Koch nicht mehr mit dem Austeilen von Kostproben nach. Es staut sich. Mittendrin ein gestresster Anzugmann, der verzweifelt auf sein Smartphone einhämmert. "Kein Empfang, Netzüberlastung", schimpft er.
Indischer Honig
Parvinder Thapar lässt das Treiben kalt. Der Inder hat ein paar Gläser Honig in eine Vitrine gestellt und sich auf einen Hocker am Stand gesetzt. Glasweise verkauft er normalerweise nicht, stellt er klar. Er liefert eher in 300-Liter-Fässern. 56 solcher Fässer passen in einen Container, bis zu 100 davon verschifft er jährlich nach Europa: "Indien ist nach China, Argentinien und Brasilien der viertgrößte Honig-Produzent der Welt. Ich weiß nicht, ob wir billiger sind, aber wir sind kompetitiver als andere."
Am Stand des Wiener Marmeladekönigs Hans Staud sind Marmeladen, Honig und eingelegtes Gemüse der Marke Gurkenprinz ausgestellt. Zu Besuch ist unter anderem eine japanische Delegation. Sie interessiert sich für die Marmeladen und den Honig aus Österreich, der schon jetzt bis zum japanischen Königshaus geliefert wird. Auch indische Geschäftsleute waren schon da. Sie wollten keine Marmelade kaufen, sondern Gurken verkaufen. Zum Einlegen für die Marke Gurkenprinz. Gurkenprinz Jürgen Hagenauer bleibt aber seinen Bauern aus dem burgenländischen Seewinkel treu, betont er.
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