Lebensmittelindustrie ärgert sich über neue Vorschriften

Lebensmittelindustrie ärgert sich über neue Vorschriften
Investitionen für veränderte Cola-Flaschen und verarbeitete Produkte notwendig. Hersteller hinterfragen Sinnhaftigkeit.

Eigentlich könnten sich die Markenartikelhersteller entspannt zurücklehnen. In den Supermarktregalen gewinnen sie wieder Terrain zurück, seit drei Jahren steigen ihre Marktanteile wieder.

Was die Branche allerdings nervös macht, sind die Ideen der Politik in Sachen Umweltschutz. Etwa eine neue EU-Richtlinie, die vorschreibt, dass ab 2024 die Plastikdeckel von Cola- oder Mineralwasser-PET-Flaschen an der Flasche fixiert sein müssen. Damit soll verhindert werden, dass die Verschlüsse irgendwo in der Botanik oder in den Weltmeeren landen, sprich nicht gemeinsam mit der Flasche entsorgt werden.

„Unvernünftig“

Klingt gut, ist es nicht, finden Industrie-Vertreter wie Günter Thumser, Geschäftsführer des Markenartikelverbandes: „Das ist keine sehr vernünftige Lösung, nicht nur weil die Industrie deswegen neue Maschinen anschaffen muss“, sagt Thumser. Obendrein würde durch das neue Verbundstück der Materialeinsatz steigen – und das ist das glatte Gegenteil dessen, das die Industrie erreichen will. Vom Waschmittelhersteller bis zum Joghurtabfüller setzen derzeit alle auf ressourcenschonende Verpackungen. Auch das klingt einfach, hat in der Praxis aber seine Tücken, da die Produkte trotzdem lange haltbar sein sollen und geschmacklich nicht beeinträchtigt werden dürfen.

Joachim Wolf vom gleichnamigen südburgenländischen Teigwarenproduzenten kann davon ein Lied singen. Er ist laut eigenen Angaben der erste in Europa, der Teigwaren in einer umweltfreundlichen Papier-Packung verkauft. Was nach einem Verkaufsargument klingt, wird von Konsumenten kritisch beäugt. „Sie sind es nicht gewohnt, dass sie die Ware nicht sehen, müssen sich erst daran gewöhnen“, sagt Wolf, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt. Auch bei den Einkäufern im Handel sei er mit der neuen Packung nicht immer offene Türen eingerannt – auch weil die Kosten innovativer Verpackungen sich im Preis niederschlagen.

Regionalität

Als Verkaufsargument gilt neuerdings vor allem Regionalität – ein Trumpf, den Landwirtschaftsvertreter stärker ausspielen möchten. Mithilfe von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die einmal mehr eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Produkte fordert. Gelten soll diese für Primärgrundstoffe, vorerst für Fleisch, Ei und Milch. Hinter den Kulissen ist allerdings zu hören, dass die Landwirtschaftslobby auch Getreide und Gemüse in diese Herkunftskennzeichnung hineinreklamieren will, was wiederum die Industrie-Lobby auf die Palme treibt.

Sie fürchtet ein Golden Plating, also eine Übererfüllung von EU-Regeln. „Das wäre eine Benachteiligung österreichischer Produzenten“, ärgert sich Thumser. Die Herkunftskennzeichnung würde zusätzlichen Administrationsaufwand und Mehrkosten in der Lagerhaltung verursachen – sprich einen Preisnachteil im Konkurrenzkampf bringen.

Überhaupt hätten Interventionen der Politik mitunter skurrile Auswüchse, finden Industrievertreter. Thumser nennt ein Beispiel: „Da fördern die Staaten auf der einen Seite mit viel Geld die Zuckerproduktion und dann sagen sie, dass Zucker böse ist und wollen ihn mit einer neuen Zuckersteuer belegen.“

Kampagne für Markenware

Der österreichische Markenartikelverband (MAV) hat seine heurige Werbekampagne ("Lieber die Marke! Das Original") vorgestellt, die von 33 Firmen - vom Waschmittelhersteller Henkel bis zum Chipshersteller Kelly's - mit insgesamt 42 Markenartikeln mitmachen. Kampagne läuft einen Monat.

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