Viel mehr Bio geht nicht mehr

Viel mehr Bio geht nicht mehr
Agrarförderung reformiert. Die Anbaufläche für biologische Landwirtschaft wird bis 2020 kaum wachsen.

Die Zeiten mit einem kräftigen Wachstum bei der Biolandwirtschaft sind Vergangenheit. Rudi Vierbauch, Obmann der Interessensvertretung Bio Austria, rechnet lediglich mit einer Zunahme der Bio-Anbaufläche um 1,5 Prozent bis 2020. Laut Keyquest Marktforschung wäre ein Vielfaches möglich. Denn für ein Drittel der Landwirte ist der Wechsel zur Biolandwirtschaft ein Thema. Sechs Prozent würden bei guten Förderbedingungen „sehr sicher“ auf Bio umstellen.

Doch dafür fehlen die Mittel. In der Budget-Periode bis 2020 gibt es in der EU weniger Geld für den Agrarbereich. Wegen der vielfältigen Fördertöpfe ist es sehr schwer herauszufinden, wer nun wie viel an Subventionen bekommt.

Umverteilung

Viel mehr Bio geht nicht mehr
Rudi Vierbauch, Obmann von BIO AUSTRIA, der Organisation der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern, dem größten europäischen Bio-Verband. BIO AUSTRIA-Betriebe arbeiten nach strengeren Verbandsrichtlinien als es die EU-Bio-Verordnung vorschreibt.
In Österreich wurden die Förderungen für Bio-Maßnahmen von 100 auf 112 Millionen Euro aufgestockt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Gleichzeitig wurden auch die Bio-Flächenprämien für Acker und Grünland „massiv gekürzt“, ärgert sich Vierbauch. Unterm Strich sei die neue Bio-Agrarpolitik vor allem eine Umschichtung der Mittel. Die Förderungen werden gekürzt und auf mehr Biobauern aufgeteilt. Deshalb glaubt in der Bio-Branche auch niemand an einen rasanten Zuwachs bei der Anbaufläche. Es werden wohl auch weiterhin knapp unter 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen biologisch bewirtschaftet.

Mehr Kunden

Vierbauch ist überzeugt, dass es für zusätzliche Bio-Produkte auch Abnehmer gibt. Er verweist auf die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern bei den jährlichen Ausgaben für Bioprodukte. Vorarlberg liegt auf dem ersten Platz: Aus dem Nachbarland Schweiz sind die vielen Pendler im Ländle gewöhnt, dass landwirtschaftliche Produkte deutlich teurer sind als in Österreich. Dadurch ist die Bereitschaft größer, Biolebensmittel einzukaufen, auch wenn der Preis höher ist als für Produkte der konventionellen Landwirtschaft. Wien ist zwar das Bundesland mit dem umsatzstärksten Biomarkt, die Ausgaben pro Haushalt sind allerdings durchaus steigerungsfähig.

Viel mehr Bio geht nicht mehr


Bei Bio-Brot und Bio-Gebäck belasten die Preisunterschiede, verglichen mit Lebensmitteln aus konventioneller Landwirtschaft, die Geldbörse nur im geringen Ausmaß. Einen wesentlich kleineren Markt gibt es bei Produkten wie Bio-Fleisch, weil da die höheren Kosten deutlich spürbar sind.

In der EU ist Deutschland der mit Abstand größte Bio-Markt. Deutliche Zuwächse beim Absatz gab es in den vergangenen Jahren vor allem in Frankreich.

Preisfrage

Auch im Biosegment ist der Preis ein entscheidender Faktor. Länder mit guten Voraussetzungen sind im Vorteil. So werden etwa Bio-Gurken aus Spanien in Norddeutschland verkauft: Der Erzeugerpreis ist in Spanien so niedrig, dass die Transportkosten kaum eine Rolle spielen.

Die höhere Förderung für die Biolandwirtschaft und die höheren Preise für Bioprodukte ergeben sich auch aus den geringeren Erträgen. Die Ernteerträge für Roggen lagen 2011 und 2012 im Biolandbau um durchschnittlich fast 40 Prozent unter den Erträgen der konventionellen Landwirtschaft. Bei Sojabohnen betrug der Unterschied beim Ertrag knapp unter 20 Prozent. Für Biobauern gelten beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel und Düngemittel deutlich strengere Regeln.

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