Lebensmittel: Neuer Nobelladen und ein alter Streit
Arbeiterkammer-Chef Herbert Tumpel lässt nicht locker. Wer Anfang des Jahres in Wien 40 Produkte im Supermarkt eingekauft hat, hat im Durchschnitt um neun Prozent mehr dafür bezahlt als ein Konsument in Berlin für den gleichen Warenkorb, hat die AK errechnet. "Wiener Konsumentinnen zahlen 83, Berliner 71 Euro", vermutet Tumpel, dass sich Händler ein Körberlgeld verdienen.
Rewe-Vorstandschef Frank Hensel (Billa, Merkur, Penny, Adeg, Bipa) kann solche Anschuldigungen nicht mehr hören: "Solche Vergleiche bringen niemandem etwas." Die Preise könnten zwar niedriger sein, gesteht er – aber dann müssten sich Österreicher auch in anderen Bereichen an den Deutschen orientieren.
"In Österreich haben wir keine Leiharbeit im Handel, in Deutschland schon", führt Hensel ein Argument an. Zudem seien die Qualitätskontrollen viel strenger, "was dazu geführt hat, dass wir in den vergangenen Jahren von Lebensmittelskandalen verschont geblieben sind". Außerdem sei eben auch das Steuersystem von Land zu Land verschieden, worauf wiederum der Handel keinen Einfluss hat. So liegen die Lohnnebenkosten in Österreich neun Prozentpunkte über jenen in Deutschland. "Und in Ungarn und der Slowakei sind beispielsweise Kaffee und Schokolade teurer als bei uns, weil es Kaffee- und Süßwarensteuern gibt."
Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch weist den Vorwurf, ihre Mitglieder würden sich ein Körberlgeld verdienen, naturgemäß auch vehement zurück. Die Handelsspanne würde lediglich bei ein bis drei Prozent des Umsatzes liegen, sagt sie gebetsmühlenartig.
Unfair findet Hensel, dass bei den AK-Preisvergleichen Aktionen nicht berücksichtigt werden. Hensel: "In Österreich liegt der Aktionsanteil aber bei 30 Prozent, in Deutschland bei zwölf Prozent." Und letzten Endes gäbe es in Deutschland auch keine Arbeiterkammer, die die Unternehmen mitfinanzieren müssen. "Ich verstehe schon, dass die AK ihre Rolle spielen muss. Aber unser Angebot, bei den Preisvergleichen objektiv mitzuarbeiten, wurde abgelehnt", stellt Hensel am Rande der Eröffnung des neuen Merkur Flagship-Stores in der Wiener Innenstadt klar. Heute, Donnerstag, öffnet dieser am Hohen Markt seine Pforten.
Limousine zum Einkauf
Wer im 3-geschossigen Markt einkauft, kann sich und seine Sackerln wahlweise auch von einer Limousine nach Hause fahren lassen. "In gängigen Entfernungen wird das zwischen zehn und 35 Euro kosten", sagt Merkur-Vorstand Manfred Denner. Der Markt mit Restaurant, Champagner-Bar und Vinothek wird übrigens die maximal möglichen Offenhaltungszeiten von 72 Wochenstunden ausnützen und wochentags bis um 21 Uhr offen haben.
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