Lebensmittel: Blockchain für den fairen Handel
Der Roboter jätet präzise. Die computergesteuerte Maschine kann Nutzpflanzen von Unkraut unterscheiden und Letztere vom Feld entfernen. Pflanzenschutzmittel werden nicht benötigt. Josef Schmidhuber von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) hat ein Foto von der Jätmaschine zur Wintertagung des Ökosozialen Forums ins Austria Center Wien mitgebracht. „Wir brauchen mehr Technologie, um nachhaltig produzieren zu können“, betont der stellvertretende FAO-Direktor für Handel, Markt und Lebensmittelproduktion.
Dazu ein Beispiel: Die Blockchain-Technologie werde bereits für die Kontrolle der Kennzeichnung von Fair-Trade-Produkten wie Kakao getestet, so Schmidhuber. Derzeit wird diese Technologie vor allem für Kryptowährungen wie Bitcoin genutzt.
Alle sehen es
Der große Vorteil dabei: Alle Informationen sind für alle einsehbar. Nachträgliche Veränderungen der Informationen sind nicht möglich.
Als Gegenbeispiel nannte Schmidhuber den Import von besonders billigen Bananen in die EU. Bei den niedrigen Preisen „haben die Produzenten keine Möglichkeit, Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten“. Die billigen Bananen sind derzeit in Deutschland sehr beliebt.
Der FAO-Experte ist überzeugt, dass moderne Technologien wie smart farming in all seinen Varianten zur Notwendigkeit werde. Es reiche nicht mehr aus, wie in der Vergangenheit nur auf Quantität zu setzen. Auch wenn die Weltbevölkerung deutlich wachsen wird.
Aktuell bemerkt der stellvertretende FAO-Direktor bei einigen Agrarprodukten „einen Preisdruck nach unten“. Dafür gibt es auch politische Gründe. China hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal weniger Soja importiert als im Jahr zuvor. Hintergrund ist der Handelsstreit mit den USA. Die Sojapreise sind in den USA daraufhin um 10 Prozent und mehr gefallen.
Auch Klischees sorgen für falsche Vorstellungen. Die allseits beliebte Vorstellung, dass die Kleinbauern in Afrika, Asien oder Südamerika einen wichtigen Beitrag der Ernährung der Weltbevölkerung leisten können, ist laut den Zahlen der FAO eine Illusion. Weltweit nutzen nur zwei Prozent der Bauern Flächen, die größer sind als 20 Hektar. Die Kleinbauern produzieren „vor allem für die Eigenversorgung“, weiß Schmidhuber. „Die großen Betriebe produzieren die Überschüsse.“
Massive Verluste
Dazu kommt, dass in Entwicklungsländern bis zu 30 Prozent der Ernte durch schlechte Bedingungen beim Transport oder bei der Lagerung verloren geht. Hier sieht die FAO auch massiven Handlungsbedarf.
Auch Studien, die etwa erklären, wie man die Welt allein vegetarisch ernähren kann, sind mit Vorsicht zu genießen. Getreide wird vor allem in Ostösterreich angebaut, während in den westlichen Bundesländern die Weidewirtschaft dominiert.
Man kann natürlich ausrechnen, wie hoch die Erträge sind, wenn man auch in Westösterreich oder anderen Regionen der Welt auf Feldfrüchte umstellen würde. Allerdings wären die Erträge deutlich niedriger und die Preise deutlich höher . Die so produzierten Lebensmittel wären viel zu teuer und daher unverkäuflich.
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