Laudamotion – ein letzter Rettungsversuch

Piloten und Flugbegleiter Montag früh in der Gewerkschaftszentrale
Gewerkschaft will nochmals verhandeln, Mitarbeiter wurden von Kurzarbeit abgemeldet, Geschäftsführung verlängert Frist

Die Chancen für die rund 550 Bord-Mitarbeiter der Airbus-Basis Wien von Laudamotion haben sich im Lauf des Montag etwas verbessert.

Nach monatelangem Druck für einen neuen, noch billigeren Kollektivvertrag (KV) hat die Geschäftsführung die Belegschaft jetzt von der Kurzarbeit abgemeldet. Und beim AMS in Schwechat im Rahmen des Frühwarnsystems mit Stichtag 22. Juni zur Kündigung angemeldet.

Laudamotion habe in den vergangenen zwei Jahren 200 Millionen Euro Verlust gemacht und die Covid-Krise in Verbindung mit der Weigerung der Gewerkschaft vida zur Unterzeichnung eines neuen Kollektivvertrages mache die Basis Wien „nicht überlebensfähig“, begründet das Unternehmen im Antrag. Am 29. Mai sollte in Wien zugedreht werden. Die Airbus-Maschinen, die alle noch in Wien geparkt sind, sollten auf billigere Flughäfen in England und in Spanien überstellt werden.

Rund 50 Mitarbeiter von Laudamotion demonstrierten am verregneten Montagmorgen vor der Gewerkschaft, vida möge dem neuen KV doch zustimmen.

„Die Belegschaft hat uns heute bestärkt, noch einmal auf die Wirtschaftskammer WKÖ für eine Lösung zuzugehen“, sagte vida-Chef Roman Hebenstreit gegenüber dem KURIER. Nicht nur Branchen-KVs,auch ein  ein Unternehmens-KV muss in Österreich von den Sozialpartnern Wirtschaftskammer und Gewerkschaft ausverhandelt werden.

Die Lösung müsse „natürlich so sein, dass man in Österreich davon vernünftig leben kann“, betont Hebenstreit. Der neue KV sehe für Flugbegleiter ein Grundgehalt von brutto 1000 Euro vor, das sind netto im Schnitt 848 Euro. Weniger als die Mindestsicherung in Wien mit 917 Euro. Die WKÖ müsse sich schon die Frage gefallen lassen, „wie viele Menschen in Österreich sollen von einem Vollzeit-Job nicht leben können“.

1200 Euro brutto Mindestgehalt

Die Lauda-Geschäftsführung überraschte dann  am Montag  die Mitarbeiter mit der schriftlichen Mitteilung, dass die Schließung der Basis Wien rückgängig gemacht werde, wenn die Gewerkschaft den KV bis Donnerstag, 28. Mai, unterschreibe.

Die Lauda-Chefs Andreas Gruber und David O`Brien werfen  vida falsche Angaben vor. Das Mindest-Grundgehalt für Junior-Flugbegleiter garantiere 1200 Euro brutto monatlich (ohne Flugstunden), das seien netto  mehr als 1020 Euro. Das Wort "garantiert" wird in der Mitteilung in Großbuchstaben hervorgehoben. Kapitäne würden im neuen KV mehr als 100.000 Euro im Jahr verdienen.

Alles inszeniert?

Nicht nur Hebenstreit, auch etliche Luftfahrt-Insider haben den Verdacht, dass die Lauda-Mutter Ryanair die Corona-Krise nur als Vorwand nimmt. Es sei schon längst geplant gewesen, die Lauda-Basis zuzusperren und Wien selbst oder mit Tochter-Airlines (Buzz, Malta Air) billiger anzufliegen.

Diese Spekulationen sind nicht von der Hand zu weisen. Schon seit längerer Zeit werden Lauda-Flüge beispielsweise von Malta Air durchgeführt. Lauda hat wie berichtet bereits alle Slots an Ryanair übertragen. Die Start- und Landerechte sind das Asset von Lauda. Zwar ist der Flugverkehr noch herunter gefahren, aber in Zukunft werden die attraktiven Slots wieder gebraucht.

Die Recruiting-Firma Nobox HR Outsourcing Solutions sucht A320-Piloten für Wien. Nobox sitzt zufällig am selben Standort in Irland wie die Leiharbeitsfirma Crewlink, bei der sich Ryanair bedient. Rund 250 der 550 fliegenden Lauda-Mitarbeiter in Wien sind bei Crewlink zu noch schlechteren Konditionen angestellt.

Einige Mitarbeiter planen Sammelklagen für einbehaltene Lohn-Bestandteile. Etwa Diäten, die sich im Monat auf 200, 300 Euro summieren.

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