Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt

Rudolf Hundstorfer im Faktencheck
"Kein Jubeljahr" für Sozialminister Hundstorfer: Die Arbeitslosigkeit stieg im Mai um 5,1 Prozent. Über 300.000 haben keinen Job.

Die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt bleibt weiterhin angespannt: Die Zahl der Arbeitslosen ist per Ende Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4 Prozent oder 9.708 Personen auf 231.077 gestiegen. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Schulungsteilnehmer um 4.858 (+7,4 Prozent) auf 70.638. Insgesamt waren damit 301.715 Menschen in Österreich ohne Job um  (+5,1 Prozent) mehr als im Mai 2011, teilte das Sozialministerium am Freitag mit. Seit August 2011 steigt die Zahl der Jobsuchenden, nur im Jänner wurde ein Rückgang verzeichnet.

Die Arbeitslosenquote lag nach österreichischer Berechnungsmethode im Mai bei 6,2 Prozent. Nach EU-Berechnung belief sich die heimische Arbeitslosenquote im April - das ist der aktuellste verfügbare Wert - auf 3,9 Prozent. Österreich hat damit weiterhin die mit Abstand niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU. Auf den Rängen folgen Luxemburg und Niederlande mit jeweils 5,2 Prozent, im Schnitt der 27 EU-Staaten beträgt die Arbeitslosenquote 10,2 Prozent.

Die Zahl der aktiv Beschäftigten hat sich per Ende Mai um 55.000 Personen auf 3,372 Millionen erhöht. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sind laut Sozialministerium um 3.893 ( -10,8 Prozent) auf 32.304 zurückgegangen.

Tourismus als Abfederung

In den Bundesländer mit einer verhältnismäßig großen Tourismuswirtschaft wurden im Mai weniger Arbeitslose verzeichnet. In Tirol (-3,5 Prozent), Vorarlberg (-2,2 Prozent), Salzburg (-0,2 Prozent) und Kärnten (-0,2 Prozent) durfte man sich über einen Rückgang freuen. Überdurchschnittlich war der Anstieg der Arbeitslosigkeit hingegen in der Steiermark (+10,3 Prozent), Niederösterreich (+9,3 Prozent) und Burgenland (+8,9 Prozent) sowie Oberösterreich (+7,6 Prozent). In Wien gab es einen unterdurchschnittlicher Anstieg von plus 3,6 Prozent.

Ein besonders starker Anstieg der Arbeitslosigkeit wurde in der Bauwirtschaft (+8,8 Prozent) und im Gesundheits- und Sozialwesen (+10,7 Prozent) registriert. Der höchste Zuwachs wurde in der Leiharbeitsbranche mit plus 16,4 Prozent verzeichnet. In der Industrie (+2,4 Prozent) und im Handel (+3,8 Prozent) erhöhte sich die Arbeitslosigkeit unterdurchschnittlich, teilte das Sozialministerium am Freitag in einer Aussendung. Im Tourismus ging die Zahl der Arbeitslosen um 2,3 Prozent zurück.

Ältere Arbeitnehmer und Ausländer waren vom Anstieg der Arbeitslosigkeit im Mai besonders betroffen. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer stieg um 11,3 Prozent auf 49.556 Personen. Zum Vergleich: Arbeitslos gemeldet waren 181.521 Inländer (+2,6 Prozent). Die Zahl der über 50-jährigen Arbeitslosen erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,6 Prozent auf 54.035. Der demografische Wandel und der längere Verbleib von Älteren am Arbeitsmarkt zeige sich in den Mai-Zahlen deutlich, betonte das Sozialministerium.

Keine Kurzarbeit

Nur ein geringer Anstieg wurde hingegen bei arbeitslosen Jugendlichen (+1,4 Prozent) auf 34.680 verzeichnet. Auch die Differenz zwischen Lehrstellensuchenden und offenen Lehrstellen ("Lehrstellenlücke") ging um 223 auf 548 zurück. 4.073 Lehrstellensuchenden standen 3.525 offene Lehrstellen gegenüber. Die Jugendarbeitslosigkeit betrug nach EU-Berechnungen im April in Österreich 8,9 Prozent, was nach Deutschland (7,9 Prozent) der zweitbeste Wert in der EU ist.

Die Arbeitslosigkeit bei Frauen hat im Mai um 2,4 Prozent (2.532) auf 107.116 zugelegt, bei Männern machte der Anstieg 6,1 Prozent (7.176) auf 123.961 aus.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) sieht trotz der gestiegenen Arbeitslosenzahlen keine Notwendigkeit für Kurzarbeit. Das Instrument werde man heuer nicht wirklich brauchen, sagte Hundstorfer im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF Radio. Derzeit seien hierzulande nur einige hundert Arbeitskräfte in Kurzarbeit. 2012 sei "kein Jubeljahr", er erwarte aber ein Wirtschaftswachstum. Man werde bis 2016 zusätzliche 750 Mio. Euro in Programme stecken, um die die Beschäftigungschancen von älteren und gesundheitlich beeinträchtigten Menschen zu erhöhen.

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