KV-Lohnrunden: Verhandeln Frauen besser?

KV-Lohnrunden: Verhandeln Frauen besser?
Kollektivverträge sollen Gehaltsschere zwischen Männer und Frauen minimieren. Da bleibt noch viel zu tun.

Fällt da gerade eine Bastion? Erstmals schaffte die von Frauen dominierte Sozialwirtschaft (Pflege- und Betreuungsberufe) mit bis zu 10,2 Prozent Lohnplus einen höheren Abschluss als die Metallindustrie. Ein wichtiges sozialpolitisches Signal, wie beide Verhandlerteams der Sozialpartner betonten. Und eine Messlatte für die Handelsangestellten, wo die KV-Verhandlungen am Dienstag fortgesetzt werden.

Fakt ist: Im Schnitt verdienen Frauen in Österreich um 17 Prozent weniger als Männer. Berufe mit hohem Frauenanteil sind nach wie vor schlechter bezahlt. Vor allem in den von Teilzeit geprägten Dienstleistungsbranchen wie Tourismus, Handel, Gesundheit, Pflege, Soziales und Bildungseinrichtungen gibt es für die Arbeitnehmervertretung noch viel zu tun. Die jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen sollen daher auch die Gehaltsschere zwischen Männer und Frauen minimieren.

Mindestlohn gegen Schere

Allein die Forderung nach einem kollektivvertraglichen Mindestlohn von 2.000 Euro unterstütze das Ziel der Schließung der Lohnschere, erläutert Miriam Baghdady, Volkswirtin beim ÖGB. Rund 60 Prozent der Beschäftigten, die von einem Mindestlohn von 2.000 Euro profitieren würden, seien Frauen. Wichtig sei aber auch, dass sich Frauen an den jeweiligen Lohnverhandlungen aktiv beteiligen, zeige die Erfahrung. „Zahlreiche Forderungen wären nicht umgesetzt worden, wenn es keine Frauen in den Verhandlungsteams gegeben hätte“, weiß Bagdhady.

Eine Frau mit Brille und gemustertem Oberteil steht vor einem roten Logo.

Karenzanrechnung

Als Beispiele nennt sie die vollständige Anrechnung der Karenzzeiten etwa für Vorrückungen, die Verkürzung der Arbeitszeit auf 37 Stunden in der Sozialwirtschaft oder der arbeitsfreie 24.12. in der Textilindustrie. „Daher ist es für die Gewerschaft ein besonderes Anliegen, mehr Frauen im KV-Verhandlungsteam zu haben“, so Baghdady. Es würden regelmäßig Coachings und Seminare angeboten, die Frauen neben Fachwissen auch Verhandlungstechniken vermitteln.

30-Stunden-Woche

Ein Hebel für mehr Lohngleichheit ist aus Sicht der Gewerkschaft eine Arbeitszeitverkürzung etwa auf eine 30-Stunden-Woche. Eine solche könnte auf betrieblicher als auch auf KV-Basis eingeführt werden und könnte Frauen aus der Teilzeitfalle holen.

Aber auch der Staat ist gefordert. Dieser müsse für mehr leistbare Kinderbetreuungsplätze sorgen, damit mehr Frauen Vollzeitjobs annehmen können. Weiters bräuchte es Anreize für eine gerechtere Aufteilung der Haus- und Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern. Der Kollektivvertrag kann also bei weitem nicht alle Gründe für die Lohn-Ungleichheit lösen.

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