„Kunststoffe sind zu wertvoll für den Müll“

Obst findet man im Supermarkt häufig ausschließlich in Plastik verpackt.
Der Petrochemiekonzern kauft steirischen Kunststoff-Recycler und setzt auf Wiederverwertung

„Unsere Vision ist klar: Wir wollen in Zukunft primär wiederverwertete Kunststoffe in unserer Produktion verwenden.“ Das sagt Günther Stephan, beim Kunststoffkonzern Borealis in Wien für „Kreislauflösungen zuständig“. Denn für den Müll sei Plastik zu wertvoll.

Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat das Unternehmen, das zu 36 Prozent der OMV gehört, am Dienstag gesetzt: den Kauf des steirischen Kunststoff-Recyclers Ecoplast. 35.000 Tonnen Plastikabfall kann das Unternehmen im Jahr verwerten und daraus neuen Rohstoff für die Kunststoff-Industrie erzeugen. „Ecoplast ist auf die Wiederverwertung von Folienverpackungen spezialisiert. „Sie werden gewaschen, zerkleinert und zu Kügelchen gepresst, aus dennen dann zum Beispiel Müllsäcke erzeugt werden“, führt Stephan aus.

2014 schon hat Borealis begonnen in Richtung Plastik-Recycling zu gehen. Seit damals wird zum Beispiel die Autoindustrie mit Kunststoffteilen beliefert, die ein Viertel bis zur Hälfte aus Alt-Plastik bestehen. Als erster Hersteller von Polyolefinen (Kunststoffart, die ganz anders als die PET-Flaschen aus Polyethylen zu behandeln ist) hat Borealis 2016 den deutschen Wiederverwerter mtm plastics gekauft.

Erst am Anfang

Die Nachfrage der Industrie nach recycelt Kunststoff sei stetig im Steigen, sagt Stephan. „Wir stehen aber erst am Anfang des Weges. Am Ende soll die Wiederverwertung von Kunststoffen genauso gut funktionieren wie es jetzt bei Glas oder Papier der Fall ist“, erklärt der Borealis-Experte.

Das Problem bei den Verpackungen sei derzeit noch die Verschmutzung. Zum Beispiel: Eine leere Ketchupflasche könne nur schwer so gut gereinigt werden, dass sie wieder als Lebensmittelverpackung verwendet werden könne. Gesetzlich sei das daher auch nicht erlaubt. Borealis will in den nächsten Jahren aber einiges an Geld investieren, um die Recycling-Technologie zu verbessern. So müsse etwa auch das Farbproblem gelöst werden: Der recycelte Kunststoff ist meist grau bis braun und daher nicht für viele Verwendungen zu gebrauchen.. „Grau entsteht aus dem Gemisch des verschieden färbigen Altplastiks“, erklärt Stephan. Zudem müssen die Mengen ausgeweitet werden. Bei Ecoplast würden die Kapazitäten bis Jahresende verdoppelt. 70.000 alte Plastikverpackungsfolien können dann dort im Jahr aufbereitet werden. Das ist auch notwendig. Denn in Europa werde bisher nur ein kleiner Teil der Kunststoffabfälle wiederverwertet. Viel wurde exportiert – vor allem nach China. Das Land hat mit Jahresbeginn einen Plastikabfall-Importstopp verhängt. „Europa muss das Problem jetzt selber lösen“, betont Stephan.

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