Kulterer: "Ich habe den falschen Leuten vertraut"

Zum vierten Mal verurteilt: Wolfgang Kulterer
Details zum schriftlichen Geständnis des Ex-Hypo-Chefs liegen vor.

Wie eine Lebensbeichte mutet das siebenseitige Geständnis an, das Wolfgang Kulterer am Montag dem Gericht übermittelt hat, und für das sich mittlerweile auch die BayernLB hinsichtlich ihrer Klage gegen die Hypo interessiert (siehe unten).

In dem Geständnis, das der APA im Detail vorliegt, bleibt Kulterer dabei, stets das Wohl der Bank im Auge gehabt zu haben und gibt zu, dabei zu weit gegangen zu sein. Der Grund sei gewesen, dass er versucht habe, nach der Swap-Affäre "das Ruder wieder herumzureißen. Leider war alles vergeblich."

"Ich habe den falschen Leuten vertraut"

Kulterer: "Ich habe den falschen Leuten vertraut"
Wolfgang Kulterer, Ex-Hypo-Chef, im Interview im Büro von Dieter Böhmdorfer am 29.11.2013

Kulterer schreibt, es wäre für ihn "ein Leichtes und auch besser gewesen, die Bank ihrem Schicksal zu überlassen und nach der SWAP-Affaire (sic!) zu gehen. Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich das nicht, da ich mich den Mitarbeitern und Aktionären verpflichtet fühlte." Enttäuschung über seine Mitstreiter ist in dem Schreiben ebenfalls zu finden: "Ich habe den falschen Leuten vertraut und wurde von vielen - auch engsten Mitarbeitern - hintergangen, weil jeder nur auf sich selbst und nicht auf die Bank schaute."

"Ich habe es in der Öffentlichkeit nicht über die Lippen gebracht, mein Fehlverhalten einzugestehen"

Dass er seine Beichte nicht im Gerichtssaal, sondern handschriftlich abgelegt hat, begründet Kulterer damit, dass er wohl die Absicht gehabt hätte, dies im Gerichtssaal zu tun, doch habe ihn dabei "der Mut verlassen". "Ich habe es in der Öffentlichkeit nicht über die Lippen gebracht, mein Fehlverhalten einzugestehen und zuzugeben, dass ich entscheidende Fehler gemacht habe und mich auch schuldig fühle."

Kulterer: "Ich habe den falschen Leuten vertraut"
Wolfgang Kulterer, Ex-Hypo-Chef, im Interview im Büro von Dieter Böhmdorfer am 29.11.2013

Natürlich sei ihm bewusst gewesen, dass die Verschweigung der Put-Optionen bei den Vorzugsaktien und deren Bekanntwerden ein Problem sein und diese eigenmittelschädlich sein könnten. Aber es sei am internationalen Markt nicht möglich gewesen, "Eigenmittel zu vernünftigen Konditionen zu besorgen, weil wir den SWAP Skandal am Hals hatten". Daher sei es auch zu der Variante mit den Put-Optionen gekommen. Kulterer weiter: "Die Geheimhaltung, die Kircher (geständiger Ex-Vorstand Josef Kircher, Anm.) natürlich aufgrund unserer Gespräche bekannt war, wurde dann nach meinem Ausscheiden als Vorstand zum Selbstläufer." Ob Kircher, wie dieser ausgesagt hatte, den anderen Vorständen über die Optionen kommuniziert habe, "weiß ich aus eigener Wahrnehmung nicht".

"Ich habe dieses Risiko in Kauf genommen", Kulterer über die Put-Optionen

Es sei ihm damals aber auch völlig klar gewesen, "dass das Kapital nicht auf Dauer, unbefristet, der Bank frei verfügbar war und damit echte Probleme entstehen könnten. Um die Bank zu stabilisieren bzw. zu retten, habe ich aber dieses Risiko in Kauf genommen." Ob nun tatsächlich eine Eigenmittelschädlichkeit vorliegt, werde im Gerichtsverfahren "wohl auf Expertenebene" geklärt werden.

"Ich bin erleichtert und befreit", Kulterer über das Geständnis

Kulterer: "Ich habe den falschen Leuten vertraut"
Wolfgang Kulterer, Ex-Hypo-Chef, im Interview im Büro von Dieter Böhmdorfer am 29.11.2013
Kulterer weiter: "Ich habe mir die obigen Zeilen gewissenhaft und lange überlegt und bin erleichtert und befreit. Ich habe dieses Geständnis freiwillig und ohne meine Verteidiger zu informieren, abgegeben." Kulterer kündigte in dem Schreiben auch an, er werde "das Mandatsverhältnis mit der Kanzlei Böhmdorfer auflösen und ihn über meine weitere Vorgangsweise informieren." "Am liebsten würde ich meine Verteidigung selbst übernehmen, was aber leider nicht möglich ist."

Abschließend ersuchte der Ex-Bankchef Richter Christian Liebhauser-Karl noch, ihm die Fortsetzung seiner Therapie aufgrund seiner Schulterverletzung zu ermöglichen, damit er nicht während seiner Haftstrafe zum Invaliden werde. Gezeichnet ist das Schreiben mit "Hochachtungsvoll, Wolfgang Kulterer".

Die BayernLB will Akteneinsicht in das Geständnis des ehemaligen Chefs der Problembank Hypo Alpe Adria, Wolfgang Kulterer, beantragen, das dieser vor wenigen Tagen schriftlich leistete.

Ein Sprecher der BayernLB erklärte am Donnerstag am Rande des Zivilprozesses in der Hypo-Causa am Handelsgericht Wien: "Das Geständnis Kulterers, soweit bisher bekannt, entspricht dem Vorbringen der BayernLB vor dem Handelsgericht Wien". Die BayernLB fordert Schadenersatz für den Kauf der Kärntner Hypo.

Am Donnerstag sagte Benedikt Haas als vorerst letzter Zeuge aus. Er war beim Hypo-Kauf und deren Abgabe an die Republik als Leiter der Abteilung Beteiligungen und Strategie der bayerischen Bank beratend involviert. Von den Put-Optionen habe er, Haas, erstmals 2010 erfahren, im Zuge der zivilen Klagseinreichung der BayernLB am Handelsgericht Wien. Die Bayern seien laut Haas 2007 der Auffassung gewesen, dass die Hypo mit der Aufarbeitung "des seinerzeitigen Swapskandals" fertig sei und die Hypo alle "fehlerhaften Darstellungen in Bilanzen" bereinigt habe.

Das zu erstellende Gutachten ist frühestens um die Jahresmitte zu erwarten. Eine zivilrechtliche Grundsatzfrage ist offenbar, inwiefern das Urteil des laufenden Strafprozesses rund um einen Hypo-Vorzugsaktiendeal in Klagenfurt (Kulterer-Geständnis) in das Urteil des Zivilprozesses in Wien einfließen kann.

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