KTM-Miteigentümer sorgt für Aufregung: "Die Produktion in Europa ist tot"

Arbeiter*innen in einem gemeinsamen Motorrad-Werk von Bajaj und KTM.
Bajaj Auto rettete das Unternehmen dank einer 800-Mio.-Euro-Geldspritze. Nun lässt deren Chef in einem Interview aufhorchen.

Zusammenfassung

  • Bajaj-Chef Rajiv Bajaj erklärte im indischen Fernsehen, die europäische Produktion sei tot, und deutete eine mögliche Verlagerung der KTM-Produktion nach Indien an.
  • Bajaj will mehr Einfluss bei KTM und strebt die 100-Prozent-Mehrheit an der Pierer Bajaj an, nachdem das Unternehmen KTM mit einer Finanzspritze gerettet hat.
  • KTM-CEO Neumeister betont, dass es derzeit keine Pläne zur Produktionsverlagerung gibt und der Fokus auf den Marken KTM, Husqvarna und GasGas liegt.

Äußerungen von Rajiv Bajaj, Chef des KTM-Miteigentümers Bajaj Auto, im indischen Fernsehen sorgen für Beunruhigung: Wie die Oberösterreichischen Nachrichten am Mittwoch berichteten, ließ er in einem im August ausgestrahlten Interview des Senders CNBC TV18 mit dem Satz, die Produktion in Europa sei tot, aufhorchen und durchklingen, dass KTM ja auch in Indien produzieren könnte. Bei KTM sieht man derzeit aber keine Absichten, die Produktion zu verlagern.

KTM hat die Insolvenz überstanden, der Restart läuft laut Unternehmen recht zufriedenstellend. Gerettet wurde das Unternehmen dank einer 800-Mio.-Euro-Geldspritze von Miteigentümer Bajaj. Im Gegenzug will Bajaj allerdings mehr Einfluss. Das Familienimperium will die 100-Prozent-Mehrheit an der Pierer Bajaj übernehmen, einem Gemeinschaftsunternehmen von Stefan Pierer und den Indern, das derzeit rund drei Viertel der KTM-Mutter Pierer-Mobility hält. Damit würde Bajaj im Konzern deutlich mehr Einfluss bekommen.

"Die europäische Produktion ist tot"

In dem TV-Interview sagte Rajiv Bajaj einerseits, KTM sei als Premium- und Lifestyle-Anbieter "von unschätzbarem Wert" für Bajaj und liefere signifikante Beiträge zum Geschäft des Konzerns. Aber: "Wir müssen die Marke wiederherstellen und die Kosten zurückfahren", sagte Bajaj. Wenn man das effektiv mache, habe KTM eine "strahlende Zukunft". Andererseits meinte er angesichts der hohen Kosten in Europa auch: "Die europäische Produktion ist tot."

Zwar bezog sich das auf den allgemeinen Markt, allerdings führt er auch ein Beispiel an, das im Innviertel für Stirnrunzeln sorgen dürfte: Der britische Motorradhersteller Triumph habe die gesamte Fertigung nach Thailand verlagert und produziere mittlerweile auch in Indien. "Wenn Triumph das vor 15 Jahren machen konnte, warum prinzipiell nicht auch KTM?" Der Standort Indien sei sehr wettbewerbsfähig. Während KTM in Europa zu kämpfen habe, würden jene KTM-Maschinen, die Bajaj schon in Indien herstellt und exportiert, mehr als 30 Prozent Ergebnis (Ebitda) bringen.

Neumeister: "Keine Pläne, die Produktion zu verlagern"

Bei KTM ist man um Beruhigung bemüht. "Es gibt derzeit keine Pläne, die Produktion zu verlagern", reagierte KTM-CEO Gottfried Neumeister auf den Bericht. Sein Plan, KTM wieder auf gesunde Füße zu stellen, sieht vor, sich stärker auf die drei Marken KTM, Husqvarna und GasGas zu konzentrieren. Die Anteile am italienischen Motorradhersteller MV Agusta hat man wieder abgegeben und sich aus dem Fahrradgeschäft sowie dem Vertrieb für die Marke CFMoto zurückgezogen.

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